The party, the dancefloor, the rave: these are the labs where the twenty-first century nervous systems assemble themselves. Kodwo Eshun

In einer Zeit, in der wir uns noch immer nicht frei und ohne Angst versammeln können, sind Konzerträume und Clubs zu Sehnsuchtsorten des gemeinsamen Musik-Erlebens geworden. Es ist nun über 1,5 Jahre her, dass wir laute Musik in verschwitzten und vollen Räumen in direkter Nähe zu anderen Körpern live erfahren konnten. Durch den Pandemie bedingten Lockdown aber auch durch eine fortschreitende aggressive Kommerzialisierung urbaner Räume sind soziale Orte für Musik mehr denn je bedroht. Johannes Ebert schreibt in dem Buch »Ten Cities« über Clubbing in zehn urbanen Zentren in Afrika und Europa: »Clubkulturen schaffen Freiräume, die Laboratorien für zukünftige Gesellschaften sein können, Laboratorien für das Experimentieren mit Haltungen und Lebensweisen, die langsam in die breitere Gesellschaft einsickern und irgendwann vielleicht sogar den Mainstream bestimmen […]«

Wir werden im kommenden Semester das Themenfeld »kollektives Musik-Erleben« in den Fokus unserer gestalterischen Auseinandersetzung setzen und uns mit den vielfältigen politischen und ästhetischen Bezügen von Musik, Raum, Politik, Typografie und Schrift beschäftigen.

Dabei erkunden wir einerseits die Verhältnisse von Clubkultur, Nachtleben, Kulturpolitik, Szenen, Communities, Subkulturen und Sounds sowie die zugrunde liegenden soziopolitischen Verhältnisse und Gegebenheiten.
Andererseits untersuchen wir in einer typografischen Spurensuche die zahlreichen Formate und Medien, über welche Musik, Tonträger, Konzerte, Veranstaltungen, Musikkultur und Musikjournalismus kommuniziert werden, wie beispielsweise Fanzines, Musikmagazine, Plattencover, Flyer, Plakate, Tickets, Konzert- und Festivalprogramme.
Über das gesamte Semester hinweg werden wir zudem ausloten, in welcher Form Musik- und Kompositionstechniken wie Mashup, Remix, Collage, Pattern, Loop, Glitch, Dissonanz, Modulation und Variation auf typografische und schriftbasierte Gestaltungsstrategien übertragen werden können (auch in Bezug auf Variable Fonts) und wir versuchen über das Prinzip der spontanen Improvisation kontinuierlich ins »Machen« zu kommen.
Wir betrachten in diesem Kontext auch aktuelle wie historische Strömungen visueller Musiknotationen und ergründen die Welt der bewegten typografischen Bilder zu Musik.

Ähnlich wie in den vorangegangenen Semestern wollen wir erneut einen besonderen Fokus auf die Entwicklung einer persönlichen Gestaltungsbibliothek und Toolbox legen.
Wir werden auch die Diskussionen, die wir in diesem Sommersemester zu den »Shifting Paradigms« in den Bereichen Typografie und Schrift angestoßen haben, weiterführen und untersuchen mögliche Querbezüge zur Musik- und Kulturproduktion.

Begleitend zu unserer Auseinandersetzung wollen wir mit einer Auswahl von Gäst*innen, Akteur*innen und Expert*innen* ins Gespräch kommen (auch aus dem Umfeld von euch den Studierenden), Filme und Musikdokumentationen anschauen, eine Auswahl von Texten* zum Thema lesen und schlussendlich viel Musik gemeinsam hören.

* Es stehen bereits mehrere Gäst*innen fest, die Namen werden hier sukzessive veröffentlicht.
* Die Texte werden in der Burg Box bereit gestellt.

Die Ergebnisse sollen in einem kollektiven Format veröffentlicht werden.

Bitte unbedingt berücksichtigen, dass wir bereits in der Einführungswoche (0. Woche) starten werden.