Magie der Dinge
Zauber und Wirkung guter Gestaltung

 

Manch gestaltete Objekte besitzen mehr Zauber als andere. Woran liegt das? Nicht immer ist es einfach zu erklären, denn Eins und Eins ist manchmal mehr als Zwei. Design schafft es Produkten etwas Magisches zu verleihen. Oft liegt dieses Magische in der Einfachheit der Dinge, in einer besonderen Funktionsweise, einem unerwarteten, unberechenbaren Verhalten, einer rätselhaften Poesie oder einer überraschenden ästhetischen Anmutung. Produkte können durch Design mit einer besonderen Aura aufgeladen werden, die viel mehr als nur Branding ist.
In diesem Semester wollen wir uns anschauen und erforschen, welche Objekte solch eine Magie entfesseln und versuchen in unseren eigenen Entwürfen eine Zauberkraft zu wecken, die uns in ihren Bann zieht, die Menschen zusammen bringt und nachhaltig schöne Erinnerungen schafft. Wir legen dabei den Fokus auf die uns umgebende materielle, sinnlich erfahrbare Dingwelt.

Dies könnte eine besondere Esssituation mit ausgefallenen Bestecken, Tellern und Gängen in einem ungewöhnlichen Ambiente sein. Magische Momente werden aber auch durch die unbegrenzten Möglichkeiten von Smart-Home Werkzeugen generiert. Licht, Wasser und Heizung agieren selbstständig. Türen, Vorhänge, Staubsauger und andere Objekte bewegen sich wie von Geisterhand. Dem Kühlschrank knurrt der Magen, wenn ein Nahrungsmittel fehlt oder signalisiert Bauchschmerzen, wenn etwas Verdorbenes darin ist.
Unbelebte Dinge kommunizieren und interagieren auf magische Weise mit uns, als wären sie lebendig und die Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz verstärken diese Entwicklung rasant.

Wir werfen zuerst auch einen Blick in die Vergangenheit, denn jede Generation hatte ihre magischen Produkte. Eine Polaroid fasziniert uns auch heute noch durch die magisch scheinende, sofortige Ausgabe von fertig entwickelten Fotos, am Luftauslass von Orgelpfeifen angebrachte Fasern erscheinen vom Klang der Musik bewegt, Aibo, der Roboterhund von Sony, eigentlich nur ein Bündel aus Kunststoff und Leiterbahnen zaubert uns sofort ein lächeln ins Gesicht, sobald er mit Kopf oder Schwanz wackelt.

Als weiteres Phänomen betrachten wir die magischen Eigenschaften von intelligenten und programmierbaren Materialien und Strukturen. 3D-gedruckte Formen können auf magische Weise mechanische Funktionen ausführen oder Verbundmaterialien auf Berührung fast menschlich reagieren. In diese technische Welt wollen wir gemeinsam in einem Auftakt-Workshop mit dem Fraunhofer Institut CPM aus Dresden eintauchen.

Neben den technischen und funktionalen Aspekten schauen wir uns auch die philosophischen Sichtweisen und psychologische Wirkungen von Magie und Zauberei an. Wir werden ein Blick in die vergangenen Jahrhunderte werfen, uns magische Objekte anschauen und uns die Tricks von Zauberkünstler*innen abschauen. In einer von Krisen entzauberten Zeit, in der der Wunsch nach Verzauberung groß ist, wollen wir gemeinsam magische Objekte entwerfen. Neuartige Werkzeuge, die weder durch scheinbare Magie noch aufgesetztes Styling, sondern durch einen hohen Gebrauchswert für den Nutzer überzeugen. Und wer sich esoterisches oder pseudowissenschaftliches erwartet, wäre bei dieser Aufgabe auch falsch.

Wir freuen uns auf den Beginn einer Reise mit euch durch die Magie der Gestaltung der uns zukünftig umgebenden Dingwelt.

Links zu Bildern und weiterführende Themen:

001 Polaroid
www.tradeinn.com

002 Programierbare Materialien
www.itwm.fraunhofer.de

003 Alexandra Ion / [CFS] Embedded Functionality
www.youtube.com

004 Jan Bernstein - ongoing
https.//www.janbernstein.de

005 Rieger Orgelbau + yngve holen - Orgel St. Martin, Kassel
organpromotion.de

006 Shigeru Ban - Tokio Toilette
www.designboom.com

007 cabbage chair - Nendo
www.nendo.jp

008 Share your inner Unicorn - Chris Walter
chriswalter.org