Normalität beschreibt in der Soziologie das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das keiner Erklärung bedarf und über das nicht mehr entschieden werden muss. Es umfasst etablierte Konventionen, Standards und Erwartungen.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Normalität kein starres Konzept ist, sondern sich im Laufe der Zeit verändert und von kulturellen, sozialen und technologischen Entwicklungen beeinflusst wird.
Durch das Internet hat sich die Vorstellung von dem, was als normal angesehen wird, weiter verändert. Durch das Internet und den damit verbundenen Austausch entstehen gefühlte Mehrheiten innerhalb von Gruppen und Filterblasen.
Einerseits ermöglicht es die Bildung neuer Gemeinschaften mit neuen gemeinsamen Werten, was dazu führen kann, dass marginalisierte Menschen sich finden, zusammenschließen und unterstützen können.
Andererseits kann es auch zu Radikalisierung führen. In Zeiten des Wandels wird Normalität auch als Rückblick auf eine Vergangenheit instrumentalisiert, die es so nie gegeben hat. Konservative und rechte Gruppen nutzen diesen Aspekt, um alles Neue als unnatürlich und abnorm darzustellen.
Die Kommunikationskanäle, die wir nutzen, werden immer zentralisierter. Soziale Netzwerke, die von Unternehmen oder Einzelpersonen betrieben werden, passen das Gesehene an ihre ideologischen Interessen oder Gewinnmöglichkeiten an. Sie bestimmen nicht nur, welche Informationen wir sehen und als normal empfinden, sondern auch, wie wir sie wahrnehmen, damit interagieren und selbst teilen können.
Die Definitionsmacht der Normalität liegt scheinbar bei denjenigen mit Macht und Reichweite, die unseren Alltag und unser Verhalten dominieren. Sie schaffen die Strukturen, innerhalb derer wir als normal betrachtet werden können.
Trotz der relativ kurzen Geschichte des Webdesigns sind bereits viele Konventionen etabliert worden, die mittlerweile als normal und unumstößlich angesehen werden. Doch sind diese konventionellen Lösungen in jedem Fall die besten? Und sind die Motive hinter dieser Vereinheitlichung zu unserem Wohl?
Doch wer steht dahinter, wo, wann und für wen ist diese "Mehrheitsmeinung" Normalität? Ist die Mehrheit einfach diejenige, die am lautesten schreit? Wie inklusiv kann Normalität in einer immer vielfältigeren Gesellschaft sein? Ist Normalität eine Utopie, während die Normalität der Anderen für uns zur Dystopie wird? Und nicht zuletzt: Was bedeutet Normalität für jeden von uns, sowohl im Großen als auch im Kleinen?
Darüber hinaus möchten wir uns auch auf praktischer Ebene mit der Normalität im Alltag von Gestalter*innen auseinandersetzen. Wie entstehen Konzepte und Entwürfe, wie gestaltet sich die Kommunikation mit Kund*innen, wie werden Preise verhandelt, Angebote erstellt und Rechnungen geschrieben? Im Rahmen dieses Kontextes möchten wir gerne Einblicke in unsere Arbeitspraxis geben und andere Gestalter*innen einladen, die uns einen Einblick in ihren Alltag gewähren.