Erdöl. Unser Verhältnis zu dieser Kohlenwasserstoffverbindung ist durch und durch ambivalent. Die westliche Konsumkultur wäre ohne den Rohstoff undenkbar. Obwohl es unserer direkten Wahrnehmung meist verborgen bleibt, sind wir umgeben von Öl: Tagtäglich begegnen uns unzählige Objekte aus ölbasierten Kunststoffen; Öl ist in Kosmetik, Dünger und Munition; als Energieträger treibt es Maschinen und Motoren an. Öl der Stoff, um den weltweit Kriege geführt werden. Dabei verursachten seine Förderung und Verarbeitung großflächige Umweltverschmutzungen und seine Nutzung trägt massiv zum Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre bei. Neben der Kohle steht vor allem das Erdöl für Wohlstand, Überfluss und Mobilität, aber auch für Krieg, Ausbeutung und Umweltzerstörung. Es lässt sich behaupten, dass kein anderer Rohstoff, die westlichen Gesellschaften so stark geprägt hat, wie das Erdöl. Wir leben in einer Petrokultur!

Eine besonders vielschichtige Beziehung zwischen dem Rohstoff und der (populären) Kultur offenbart das Medium Film. Film und Öl gehen eine besondere Verbindung ein, die wir uns im Seminar näher anschauen möchten. Der Titel des Seminars „Ölfilme“ verweist dabei auf zwei Dimensionen: Auf die Beziehung der Ölindustrie zum Medium Film und auf Filme, in denen Öl eine besondere Rolle spielt. Als „Petrocinema“ werden dabei Filme bezeichnet, die Ölkonzerne produzierten und verbreiteten, um einen erdölbasierten Lebensstil zu propagieren und um für Akzeptanz der Ölförderung zu werben. Dazu gehören Dokumentarfilme, Bildungsfilme und Werbespots mit denen ein kultureller Einfluss geltend gemacht werden sollte, um das Image der Ölförderung zu verändern und einen „high-carbon lifestyle“ zu normalisieren. Mit dem Begriff „Ölfilme“ kann aber auch ein weniger klar eingegrenztes Filmgenre bezeichnet werden, in denen Öl bzw. die Ölförderung eine zentrale Rolle spielt oder in denen eine mehr oder weniger kritische Auseinandersetzung mit einem auf fossilen Rohstoffen basierten Lebensstil stattfindet. Darüber hinaus zählen hierzu kritische dokumentarische Auseinandersetzungen mit den zerstörerischen politischen, sozialen und ökologischen Folgen der Ölförderung und des (Neo-)Extraktivismus. Einige dieser Filme imaginieren auch post-fossile Zukünfte jenseits der Nutzung fossiler Energieträger.

In der Kompaktwoche schaffen wir uns zunächst eine theoretische Basis, indem wir einige Texte zur Petrokultur und Petromoderne lesen. Anschließend schauen wir uns ausgewählte Filme zum Thema an, die jeweils im Anschluss in Gruppen analysiert werden sollen.

Lern- und Qualifikationsziele BA und MA: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen, werden von den Studierenden vorzugsweise Gruppenpräsentationen in Referatsform (oder vergleichbar) erwartet. Eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit kann nach Absprache erarbeitet werden. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 10 Seiten.

Lern- und Qualifikationsziele MA Design Studies: Um die Lern- und Qualifikationsziele zu erreichen werden von MA Studierenden neben der verpflichtenden Präsentation in Referatsform (oder vergleichbar) eine zusätzliche, schriftliche Hausarbeit erwartet. Sie umfasst in der Regel ein Volumen von bis zu 20 Seiten.