Positionen südafrikanischer Fotografie im 20. und 21. Jahrhundert
Seminar: Montag, 18:15 - 19:45 Uhr, Beginn: 12.4.2021
digital, wenn wieder möglich, in Präsenz
für alle Studierenden geeignet
Erwerb von Teilnahme- und Leistungsscheinen (Referat/Hausarbeit)
Begrenzte Teilnehmer*innenzahl, Anmeldung: joerder(at)burg-halle.de
Mit der Freilassung Nelson Mandelas im Jahr 1990 und den ersten demokratischen Wahlen vier Jahre später öffnete sich das durch die Apartheid viele Jahre politisch, wirtschaftlich und kulturell isolierte Südafrika wieder der internationalen Gemeinschaft. Wie sich an einer Vielzahl weltweiter Ausstellungen und einem erhöhten Forschungsinteresse ablesen lässt, wurde nun auch der südafrikanischen Fotografie eine gesteigerte Aufmerksamkeit zuteil. Nach und nach traten die fotografischen Praktiken der Vergangenheit in den Fokus – von den kolonialen visuellen Erfahrungen und den rassistischen Bildpolitiken der Apartheidjahre bis zum Bildjournalismus von Magazinen wie Drum und der sozial-dokumentarischen sowie aktivistischen Fotografie der 1970er und 1980er-Jahre. Zugleich entwickelte sich, insbesondere nach der Jahrtausendwende, eine versierte künstlerische Fotografie, die oftmals die Vergangenheit des Landes und die sozio-politischen Umstände der Gegenwart thematisierte. Eine neue digitale Protestfotografie begleitete schließlich die Studierendenproteste der 2010er-Jahre.
Anhand ausgewählter Positionen beleuchtet das Seminar die Geschichte(n) und Hauptströmungen der Fotografie in Südafrika während des 20. und 21. Jahrhunderts. Dabei nehmen wir dokumentarische ebenso wie künstlerische Positionen, analoge wie auch digitale Fotografie in den Blick und denken die politischen Entwicklungen des Landes ebenso wie die Verwendungszwecke der Fotografie – vom Bildjournalismus über Fotobücher bis hin zu Ausstellungen – stets mit. So können wir nicht nur die gegenseitige Beeinflussung von Politik und Fotografie, sondern auch historische Genealogien sowie fotografische Traditionen herausarbeiten. Unter Berücksichtigung fototheoretischer Ansätze und postkolonialer Theorien nähern wir uns Werkgruppen und Einzelbildern von Fotograf*innen wie zum Beispiel Alfred Martin Duggan-Cronin, Constance Stuart Larrabee, David Goldblatt, Jürgen Schadeberg, Ernest Cole, Sam Nzima, Guy Tillim, Santu Mofokeng, Jo Ractliffe, Zanele Muholi, Sabelo Mlangeni und Candice Breitz.
Einführende Literatur:
Dubow, S. (2014). Apartheid, 1948-1994. Oxford: Oxford University Press.
Enwezor, O., & Bester, R. (Eds.) (2013). Rise and Fall of Apartheid. Photography and the Bureaucracy of Everyday Life. New York/Munich: International Center of Photography/Prestel.
Garb, T. (2011). Figures & Fictions: Contemporary South African Photography. Ed. by Victoria and Albert Museum, Göttingen/London: Steidl/V&A Publishing.
Garb, T. (Ed.) (2013). Distance and Desire: Encounters with the African Archive. African Photography from The Walther Collection. Göttingen: Steidl.
Haney, E. (2010). Photography and Africa. London: Reaktion Books.
Landau, P.S. (2002). Empires of the Visual: Photography and Colonial Administration in Africa. In P.S. Landau, & D.D. Kaspin (Eds.), Images and Empires: Visuality in Colonial and Postcolonial Africa (pp. 141-171), Berkeley: University of California Press.
Newbury, D. (2009). Defiant Images. Photography and Apartheid Photography. Pretoria: Unisa Press.
Thompson, L., & Berat, L. (2014). A History of South Africa (Fourth ed.). New Haven; London: Yale University Press.
Lernziele, Qualifikationsziele/Objectives, Learning Outcome
- Erarbeitung theoretischer und diskursiver Zugänge zu historischem Wissen
- Erweiterung des eigenen methodischen Spektrums
-
Einblick in die historische Entwicklung von Analysemodellen
- Reflexion des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Diskursfeldes
- Verständnis für disziplinäre und transdisziplinäre Theorien
- Einblicke in die globale Kunstgeschichte