Re:Re:play
Die alltägliche Omnipräsenz von Bekleidung aus dem Fast Fashion und High-Street-Segment, die insbesondere durch ihre ökonomisch sinnvolle Gestaltung geprägt ist, führt mitunter zu fehlerhaften Rückschlüssen auf die Konstruktion von Bekleidung, die dem Luxussegment entstammt.
Wir wollen in diesem Grundlagenprojekt für das 2. Studienjahr ikonische Silhouetten der Modegeschichte recherchieren und reproduzieren. Mitunter zeichnen sich sehr minimal wirkende Silhouetten durch ein komplexes Innenleben, und sehr opulent wirkende Silhouetten durch einen besonders geometrischen Aufbau aus. In Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum Berlin wird den Studierender Zugang zu Schnitten und Modellen ausgewählter Designer*innen ermöglicht, zusätzlich können neben ihrem Werdegang auch typische Verarbeitungstechniken, Materialität und weitere Eigenheiten in den Designs entdeckt werden. Die Studierenden werden eine Auswahl historischer Schnitte bekannter Couturiers /Couturières in kleinen Gruppen analysieren, anpassen und replizieren. Diese Replikate werden im Anschluss in ein Hochschularchiv eingepflegt und zukünftig Studierenden für die Recherche zur Verfügung stehen. Die Recherche und der Umsetzungsprozess soll dokumentiert und präsentiert werden.
Eine zweite Rechercheaufgabe beschäftigt sich mit der Genese besonders erkennbarer textiler Muster. Studierende werden jeweils die Herkunft eines ausgelosten textilen Musters recherchieren und präsentieren. Durch die jeweiligen Muster ergeben sich dabei verschiedene Themen, beispielsweise zu ökonomischen und politischen Umständen, kulturellen und globalen Verflechtungen, aber auch zu kultureller Akzeptanz und Semiotik in der Mode, zu individuellen künstlerischen Positionen oder Kunstströmungen, sowie prägenden Erfindungen und Techniken. Studierende werden eigene Variationen dieser Muster für einen Siebdruck entwickeln, der zentraler Bestandteil eines späteren Entwurfs werden soll. Bei Experimenten und in der finalen Umsetzung soll ein Fokus auf Farbstoffdruck und Ausbrennerverfahren gesetzt, während die Farbstoffe Schwarz, Weiß und Grau weder hier noch im anschließenden Kollektionskonzept verwendet werden sollen. Welche Beobachtungen, Thesen oder Konzepte lassen sich aus der Recherche für einen individuellen Entwurf nutzen? Führen zusätzliche Themen oder Überlegungen zu interessanten Variationen? Die Beobachtungen und Erkenntnisse beider Übungen sollen von den Studierenden genutzt werden, um ein erstes Kollektionskonzept zu entwickeln, welche die Grundlage für eine zeichnerisch erarbeitetes komplexen Outfit ist. Dieses soll umgesetzt werden.
Durch die historische Kontextualisierung soll die eigene gestalterische Arbeit in Bezug zu Bekleidungskulturen gesetzt und persönlichen Anliegen in einen individuellen Beitrag zu aktuellen Modediskursen überführt werden.