14. bis 17. Mai 2014
Das Genre Performance ist viel bemüht in unserer Zeit und oft ist begrifflich unklar was damit eigentlich gemeint ist. Zwischen Eventisierungen und Inhaltismus, Spektakel und Identitäts- und Narzissmusreproduktionen, Partizipationsaufforderungen und Ausstellungseröffnungs-goodies ist vielerlei möglich und dennoch liegt in dem Arbeiten mit und an den Gesten im performativen Arbeiten ein unbestrittenes Potential:
Zu allererst ist Performance eine Behauptung durch eine Geste, die im Raum erzeugt wird und gerade dadurch, dass sie als Behauptung in der Lage ist ihre eigenen Maßstäbe der Beurteilung zu erzeugen, liegt in ihr ein Potential der sozialen und politischen Schönheit.
Performatives Arbeiten legt Strukturen frei, verändert Rollenbilder und verhandelt Autoritäten, arbeitet an Begriffen und stellt Identitäten in Frage. Performance produziert einen selbst erzeugten Zeitraum und verhandelt (meist) ebenso die Anwesenheit des Zuschauers oder Teilnehmers mit.
Ich möchte in dem 4 tägigen Workshop eine Performancereihe, die ich 2008 bei Jet Berlin unter dem Titel „Ruhe und Ordnung“ realisiert habe als Ausgangspunkt nehmen. Ich werde diese Arbeit in ihrer Komplexität vorstellen, um folgende (performative) Fragen zu stellen:
Wie lässt sich der spezifische Ort verhandeln, an dem wir uns befinden: Die Kunsthochschule, der Seminarraum, ein Ausstellungsraum?
Wie performt man eine Institution, eine Lehrsituation, ein Seminar ?
Was wäre dazu ein Gegenstück ? Die performte Strasse ? Die Galerie, das Museum? Was ist dann mit öffentlichem Raum gemeint und wie verhält der sich zu einer so begünstigten Situation wie dem Studium an einer Kunsthochschule ? Wie performen sich hier die unterschiedlichen Autoritäten, wer ist Lehrer und wer noch ? Und wie damit spielen ? Was heißt es in die eigenen Praxis andere Menschen ein zu beziehen, Besucher, Zuschauer möglicherweise Menschen, die nicht gewohnt sind im Kunstbetrieb aufzutauchen ? Welche Rolle spielt die vielbeschworene Kreativität heutzutage und wie und wo performt sich das eigentlich in unseren Gesellschaften, im Alltag? Was ist mit dem Kreativitätsbegriff, wenn den schon jeder performen soll heutzutage ?
Wie verhandelt sich dann die performte Rolle und Identität der „Künstlerinnen“, oder spezifischer der Studierenden Künstlerinnen ? Wir suchen nach Lücken und entdecken Möglichkeiten unsere eigene Situation zu befragen, zu verändern und vor allem : durch Gesten Behauptungen aufzustellen.
In dem Workshop werden wir vieles einfach ausprobieren und überhaupt ist die Idee der Probe ein guter Begriff für ein Arbeiten in und an den Möglichkeiten der Performance.
Dazu nehmen wir Textlektüre zur Geschichte des Begriffes des Performativen, zu Fragen nach dem zeitgenössischem Kreativbegriff, zu Strategien des Postdramatischen Theaters und einigen Filmbeispielen und phantasieren Hals über Kopf auch über Chancen des selbst gewählten, kollektiven Arbeitens an und in der Performance.
Sport frei.
Ulf Aminde experimentiert mit Menschenbildern und fordert Teilnehmer wie auch Zuschauer seiner filmischen Aktionen heraus. Mit Hilfe von Kamera und Strategien des performativen Dokumentarfilms, des Theaters, der aktionistischen Bildenden Kunst, Musik und vor allem im Dialog mit Menschen aus den unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen produziert Ulf Aminde u.a. in Gefängnissen, Behinderteneinrichtungen, Drogeneinrichtungen, auf der Strasse, bei Ikea, in Arbeitsämtern, in der Wohnung seiner Cousine, in Psychatrien und mit Taiwanesischen Operndarstellern. Dabei versucht er immer in diesen auf Zusammenarbeit angelegten Projekten auch seine Rolle als Initiator und Regisseur als verhandelbar darzustellen. Er inszeniert soziale Maschinerien, die ein komplexes, überschäumendes Bezugsfeld aus Realität, Fiktion, erfundenen Identitäten, Empathie und Voyeurismus erzeugen, in welchem Figuren unterschiedlichster Herkunft aufeinander treffen und gesellschaftliche Maßstäbe, Autoritäten und Hierarchien als veränderbar gezeigt und bis in die raumgreifenden, Bühnenartigen Installationen verlängert werden.
Ulf Aminde versteht seine Unterrichtstätigkeiten als Teil seiner Praxis. Er gibt Workshops und hat Lehraufträge an mehreren Kunsthochschulen, u.a. an der UdK Berlin. Im letzten Jahr war er Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Ulf Aminde studierte an der Burg Giebichenstein, Halle/ und an der Universität der Künste Berlin. Seine Arbeiten waren u.a. zu sehen auf der Berlin Biennale 4, in der Volksbühne Berlin, den KW Institute for Contemporary Art Berlin, der Schirn Kunsthalle Frankfurt und im MOCA Museum of Contemporary Art Taipei.