In der Musik und darstellenden Kunst ist Improvisation das freie Spiel ohne Noten, ohne Skript, ohne Choreographie. In der Alltagssprache ist Improvisation die Arbeit mit dem, was gerade eben vorhanden ist, wobei häufig unkonventionelle Wege eingeschlagen werden. Improvisation verlangt keine Vorkenntnisse und im Gegensatz zu konkreten Techniken ist es unmöglich das Improvisieren vollständig zu erlernen. Es ist eine Praxis, die weder perfektioniert noch objektiv bewertet werden kann. Wie geht Improvisieren, was assoziieren wir damit, was gibt es darüber zu wissen, wer hat es kultiviert, was ist seine politische Bedeutung, ist es eine emanzipatorische Praxis, unter welchen Bedingungen kann es stattfinden, wie stelle ich diese Bedingungen selbst her? Mittels Übungen, Aufgaben, Texten, historischen Beispielen und spielerischen Gesprächsformaten erkundet das Seminar verschiedene Ansätze der Gruppen- und Soloimprovisation und ihr Verhältnis zur Ordnung, zum System, zur Grenze. Dabei wird es – wie in meiner eigenen künstlerischen Arbeit – insbesondere um die Frage gehen, wie systematische Begrenzungen im kreativen Prozess bewusst eingesetzt werden können, um freies Spiel zu ermöglichen.