Für den Master Kunstwissenschaften (Modul 3: Reflexive Praktiken; Kompaktseminar mit 2 SWS) Offen fakultativ für die Design Studies im Master.

 

Text wird oft als perfektes Medium verstanden und verwendet: Informationen und Verträge werden gerne oder notwendigerweise in Schriftform verfasst und verhandelt, und selbst das fluide Leben online basiert auf interaktiven Textbausteinen und textbasiertem Code. Literatur steht demgegenüber eher quer, indem sie besonders opak und rätselhaft ist und/oder Eleganz und Flow vermittelt. Dort steht das Material der Übermittlung häufiger im Vordergrund: die Verwendung des Präfixes »ver-«, der Rhythmus oder Klang einer Strophe – zumindest in der Literatur kommt Text als Kunst vollständig zur Geltung, bis hin zur Auflösung der gewohnten Strukturen in Dada oder spätestens in der Postmoderne. Allerdings gibt es nicht nur in den Experimenten Variation; Text ist als Medium immer von seiner Materialität abhängig. Jedes Lesen braucht Zeit, damit sich erst entwickeln kann, was überhaupt gelesen wird – und indem man den Zeichen folgt und sie verschlingt, gibt sich nicht nur der Inhalt frei, sondern ist eine Art Kontakt zur Seite hergestellt. Lesen ist immer auch Spurensuche, Berührung und Archäologie.

 

In unserem Workshop werden wir den Leseprozess entschleunigen und uns eine Reihe von Texten etwas genauer ansehen, die unterschiedlich experimentieren: von Emily Dickinson und Stéphane Mallarmé über Arno Schmidt und Elfriede Jelinek zu Ilse Aichinger und Italo Calvino. Zusätzlich werden wir Texte über Texte lesen und deren kritische Lektüren nutzen, um die Texte weiter zu befragen – von Johanna Drucker und Roland Barthes zu Katherine Hayles und Craig Dworkin. Diese Untersuchungen sind dabei vor allem Anlass, um die jeweils eigenen Zugänge zu Texten in den Fokus zu nehmen, im Lesen wie im Schreiben. Welche Verbindungen ergeben sich zwischen den literarischen Beispielen und der eigenen Produktion? Gibt es Parallelen zwischen Text und anderen Materialien der Kunst? Welche Wege der Befragung stehen uns offen? Wie verändert sich ein Text bei wiederholter Lektüre und nach weiterer Arbeit an ihm?

 

Nah an diesen Überlegungen wird die Hälfte des Workshops der eigenen Textproduktion gewidmet sein. Die kurzen schriftlichen Reflektionen zu Texten und Diskussionen werden selbst zum Anlass für weitere Besprechungen genommen: wir werden unsere Texte gegenseitig lesen, loben und kritisch befragen. In den täglich zu schreibenden Texten sollen so Analyse, Reflexion und Kritik in ihrem Zusammenspiel in Szene gesetzt werden.

 

 

Mo-Fr, 9-13 und 14-18 Uhr.

 

Es findet ein Vorbereitungsgespräch am Freitag, 9. April 2021 um 16 Uhr über Zoom statt.

 

Um eine formlose kurze Voranmeldung per E-mail wird gebeten: cstruck@g.harvard.edu

 

Name der Lehrenden / Name of Teacher

Christian Struck, M.A.

 

Veranstaltungsart und -methodik / Teaching and working methods 

Seminar mit Praxisanteil

 

Verwendbarkeit / Applicability 

MA Kunstwissenschaften: Modul 3 Theorien und Diskurse

MA Design Studies (fakultativ: Philosophie als Wahlpflichtfach) 

 

Lernziel, Qualifikationsziele / Objectives, Learning Outcome

  • exemplarisches Lernen anhand der Bindung der Umsetzung eigener Ideen, Konzepte und Anliegen an die klassischen Formate des Editierens, Kuratierens, der Kunstkritik und der Kunstvermittlung

  • Auslotung von Chancen und Grenzen der jeweiligen reflexiven Praktiken im Vollzug

 

Beurteilung / Assessment

Studierende Master Kunstwissenschaften: Teilmodulleistung (Teilnahme) oder Modulprüfung (Schriftliche Hausarbeit oder mündliche Prüfung)

 

Zugangsvoraussetzung / Prerequisites

keine

 

Umfang in SWS / Semester periods per week

2

 

Häufigkeit, Dauer und Termine, Ort des Angebots / Appointed time and location

ZEIT: 21.-25. Juni 2021, täglich 9-13 Uhr sowie 14-18 Uhr

ORT: Neuwerk 7 (Gastvortrag, Termin noch offen) und Schleifweg 6 (tägliches Seminar)