REDE ZUM BILD
ERSTER AKT
Monolog vor der Tür. Zitat zum Beispiel. „Irgendwann begreift man, dass das gesamte
Leben eine Unternehmung mit unerfreulichem Ausgang ist, und beginnt hektisch
Erlebnislücken zu füllen. Im Alter vertraut nur der Idiot den Gesetzen, die er selber
aufgestellt hat.“ Sibylle Berg, Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten.)
[VORANGESTELLT: Zitat zum Beispiel: „Ich mache keine Fehler“ (Wolfgang Herrndorf im
Forum Die höflichen Paparazzi)]
[VORANGESTELLT: Zitat zum Beispiel: „Don’t cry - work“ (Rainald Goetz, Irre)]
[VORANGESTELLT: ÜBERLEGUNGEN FÜR EINEN MÖGLICHEN AUSSTELLUNGSTITEL.
Auflistung: bisher keine. Siehe Liste. Siehe Plakat.]
ZWEITER AKT
Hier zu sehen, ist eine Ansammlung von Individuen. Sieben auf einem Strich.
Es sind Bekannte, Unbekannte, Schablonen und Ideale. Manche existieren - nicht mehr
– ,manche haben nie existiert. Bei manchen hoffe ich, dass sie noch lange mit mir
existieren.
Eine auf den ersten Blick nicht homogene Masse. Variabel und eigenständig. Eine Gruppe
oder nicht? Kennt man sich? Mag sich wer? Hasst sich jemand?
Eine Idee eint sie doch, sie sind Ausgangspunkt und Startrampe für meine
Verbildlichungen. Auslöser von Irritationen und Befragungen meiner selbst und meiner
eigenen komischen Welten zwischen Instagram und Theatersaal zwischen Atelier und
Technoclub, zwischen Halle und Leipzig, zwischen Kino und Kissen.
Ich zeige hier Erinnerungen an Gehörtes (hauptsächlich Trash und Pop), Gelesens
(Herrndorf und Berg sollen bitte diesen komischen Planeten regieren!) und Gesehenes
(Bilder meiner großen Lieben, die zu viele sind, um sie hier zu nennen.)
Zunächst sei aber gesetzt: Gesehenes gleich Erinnerungen + malerische Transformation =
Bild.
Meine Arbeiten verstecken sich hinter einem Schleier. Feiern Hochzeit oder sind in Trauer.
Mir haben sie es nicht verraten.
Früher waren es Monster. Was ich jetzt sehe sind Figuren auf einer Bühne. In schnellen
Pinselstrichen verbalisieren sie sich und stoßen sich ins Rampenlicht. Farbe gibt ihnen
Form. Licht und Schatten beglücken sie mit Tiefe.
Beim Schlussapplaus dürfen aber alle nach vorn. Verbeugung. Klatsch Klatsch. Abgang.
Der Dunst öffnet den Blick auf kontrollierte Feinheiten und verschrobene Ideen, die
zeitweise vordergründig aber hauptsächlich hintergründig in meinen Arbeiten lauern. In
der Konstellation trifft sich das Einzelne zum Ganzen.
Ein Dunst der alles vernichtend zusammenschlägt und triumphierend durchexerziert. Die
Bilder sind da. Hängen gut.
Im Nebel befrage ich meine eigene Unentschlossenheit, der ich es anmaße malerische
Entscheidungen zu treffen. Farbe auf ein Maltuch setzen. Loslegen. Die eigene Scheiße
machen (Ich glaube ein Zitat von Prof. Tobias).
Den Pinsel in die Hand nehmen, wenn Worte die besseren Lösungen gewesen wären.
Denke ich.
Ich lege mich trotzdem fest und verbanne den vernichtenden Konjunktiv. Malerei ist
Entscheidung, hat man mir gesagt. Ich glaube, dass es stimmt. Am Ende steht man dann
doch vor diesem weißen Rechteck und denkt an die Welt vor der Tür. Bilder fallen
langsam.
Kommen Sie nur, kommen Sie nur. Kaufen Sie!
Aber ich verliere mich.
The Oscar goes to… Nein. Ich lehne dankend ab. Nun also.