Studienarbeiten bei Prof. Ulrich Reimkasten, Prof. Caroline Achaintre
Studienrichtung Malerei/Textile Künste

Philipp Hoffmann

1989 geboren in Berlin Pankow
aufgewachsen in Berlin-Prenzlauer Berg und Lichtenberg

1995-2008 Grundschule, Sekundarstufe I und Abitur in Berlin
2008-2011 Berufsausbildung in Berlin zum Bogenofffsetdrucker
2011 Bogenoffsetdrucker im Druckhaus Schöneweide In Berlin
2012-2013 Bundesfreiwilligendienst im Studio Bildende Kunst in Berlin Lichtenberg
seit 2013 Studium an der Hochschule Burg Giebichenstein Malerei / Textile Künste bei Prof. U. Reimkasten
seit 2014 Studentische Hilfskraft in der Hochschuldruckerei
2015 Geburt des Sohnes Oskar

 

Einfach betrachten

In der Malerei gibt es zwei Arten von Bildern: solche, deren Themen stark von
politischen, konzeptuellen, ideologischen oder allgemein von gedanklichen
Strukturen bestimmt werden und solche, in denen die Anziehungskraft und
tiefere Magie des sinnlichen Erlebens im Vordergrund steht. Beide Arten haben
ihren Wert und ziehen aus unterschiedlichsten Betrachtungsansätzen ihre
Berechtigung.


Mein Thema ist die Farbe, ist die Malerei. Dabei ist es immer wieder der Satz:
„Wie kann ich ein Maler sein?“ der mich beim Arbeiten antreibt. Einfach könnte
man ihn beantworten, indem man sagt: „Ich male, also bin ich … Maler“.
Man kann ihn aber auch zum Anlass nehmen, ganz prinzipiell über die verschiedenen
Aspekte nachzudenken, die in diesem kleinen Satz stecken.


Erstens: Das „Wie?“ — also die Frage nach Handwerk, nach der Umsetzung,
der Integration in den Alltag, dem Geldverdienen, knapp, nach dem Lebensentwurf
als Künstler.


Zweitens: Das „Ich“ — Das ICH in der Kunst steht für mich als unmittelbarer
Gegensatz zur Gesellschaft. Aus dem Individuum wird ein WIR. Themen werden
in einem kollektiven Verständnis bearbeitet und betrachtet. Dabei kommt es
nicht darauf an, was der einzelne für eine Meinung vertritt, denn durch die Vielzahl
an Meinungen wird ein Durchschnitt, ein Kompromiss herbeigeführt und
letztlich ein vertretbarer Konsens gefunden.
In der Kunst, oder in meinem Fall der Malerei, funktioniert dies aber nicht. Auch
wenn ich sozial fest eingebunden bin, so kann ich doch nur die Bilder malen, die
ich male. Ich werde beeinflusst, nehme aber nur auf, was mir wichtig erscheint,
was mich berührt und zu mir durchdringt. Es sind ganz persönliche Betrachtungen,
Wahrnehmungen, Zustände, Empfindungen, Wissensstände, etc., etc., die
dabei eine Rolle spielen und am Ende zu einem ganz bestimmten Ergebnis zu
einem subjektiv aufgeladenen Objekt führen.


Der dritte Aspekt betrifft den Maler/die Malerei — Was ist Malerei? Was schaffen
wir Künstler und welchen sinnlichen Wert besitzen die Werke, jenseits
wirtschaftlicher Geltung. Würde eine Menschheit ohne künstlerische Bilder
existieren können und wenn ja, wie? Vielleicht würde sie wie im Roman „1984“
von Orwell aussehen?


Es geht mir um den Auftrag der Farbe, um Struktur, um Energie, um Farbklänge,
um Wahrnehmung und Empfindung. Es geht mir nicht um offensichtliche und
realistische Figürlichkeit oder Wiedergabe. Ich möchte auch keine Andeutung
dazu geben, was es für mich ist, denn mich interessiert die subjektive Wahrnehmung
des Betrachters. Denn letzten Endes möchte ich Bilder malen, die im
Betrachter etwas sinnliches auslösen.