Masterarbeit von Verena Zimmermann, Design of Playing and Learning, Sommersemester 2022
Mentorin: Prof. Karin Schmidt-Ruhland

Touch to be touched
Eine Begegnung mit der Berührung

touch to be touched setzt sich mit den Facetten der Berührung auseinander und beschäftigt sich zum einen mit der aktiven Berührung sowie der emotionale Berührung: dem Berührt-werden.

Der theoretische Diskurs fokussiert sich auf bestimmte Ursachen und Folgen einer zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Berührungsdeprivation und stellt eine mögliche gestalterische Reaktion vor. Als Ursachen werden zum einen im Zuge zunehmender Digitalisierungsprozesse die Nutzung von haptisch verarmten Touchdevices genannt, ebenso die Problematik die in Graphical User Interfaces zu finden sind. Die Ursachen der emotionalen Berührungsdeprivation argumentiert die Arbeit mit der Problematik unserer Beschleunigungsgesellschaft und mangelnden Resonanzmomenten. Dabei lehnt sie sich an die Resonanztheorie - einem sozialtheoretischen Konzept- von Hartmut Rosa an. In seiner Theorie verlangt er nach mehr Resonanz und damit Berührungsmomenten in der Gesellschaft, die laut Rosa in gelungenen Weltanverwandlungsmomenten zu finden sind. Untermalt wird die inhaltliche Analyse zudem mit einem Exkurs über die Bedeutung und Funktion des Tastsinnessystems für den Menschen. Gleichwohl stellt sie Tangible User Interfaces als gelungene Reaktion auf die benannte Problematik vor.

Die gestalterische Arbeit präsentiert das Tangible User Interface Tangible Beats, das als 16-Step-Drumcomputer konzipiert ist. Acht verschiedene Objekte aus unterschiedlichem Material, Form, Größe und Oberfläche sind mit diversen elektronischen Beatsamples assoziiert. Das Nutzungsprinzip funktioniert über Berührung und Interaktion mit den einzelnen Objekten, welche sich in einem Raster anordnen lassen, um elektronische Beats zu bauen. Durch Farberkennung einer verbauten Kamera und Arduino sowie der Musiksoftware Ableton werden die Töne den Objekten zugeordnet und abgespielt. Das gesamte Konzept zeigt auf, wie eine Mensch-Computer-Interaktion durch Berührung wieder näher am Menschen gestaltet werden kann. Gleichzeitig präsentiert es einen spielerisch, intuitiven Zugang zur elektronischen Musikproduktion, der kein Vorwissen verlangt und aufgrund der Gestaltung vor allem auch für blinde und seheingeschränkte Menschen Zugang findet, ohne dies extra zu betonen.

Fotos: Verena Zimmermann