Zweites von sechs Heften der Schriftenreihe Nr. 15
Wenn Günter Gerhard Lange von der Typografie als einer "spröden Geliebten" spricht, dann kann dies gleichermaßen von der Einbandkunst gesagt werden. Die Einbandkunst ist eine schwer zu erobernde Geliebte. Die Leidenschaft des Werbenden muss für diese große Eroberung nicht nur ausdauernd sein, sondern stark genug, um keinerlei Entgegenkommen zu erwarten und mit keinem Applaus zu rechnen. Im Gegensatz zu anderen Künsten, die Popularisierungen dank reichlicher Museums-Events erfahren, medienwirksam vereinnahmt in die allgemeine Wahrnehmung und Wertschätzung eingehen, entzieht sich die Einbandkunstder Veralltäglichung. Als Rarität führt sie innerhalb der Kolonien der Kunst, der bildenden, der literarischen, der medialen und multimedialen, ein äußerst vornehmes, abgeschiedenes Leben.
Gleichsam "der Welt abhanden gekommen, die solange nichts von ihr vernommen und wohl glauben mag, sie sei gestorben, gestorben dem Weltgetümmel, ruht sie in einem stillen Gebiet, in einem Himmel..." (nach dem von Gustav Mahler vertonten Gedicht Friedrich Rückerts: Ich bin der Welt abhanden gekommen...)
Mönchisch zurückgezogen frönen ihre seltenen Vertreter, Macher wie Sammler, einer Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Nur wenige Eingeweihte wissen, was es damit auf sich hat. Schätze wie Kronjuwelen, verborgen gehalten, gelegentlich hervorgeholt, gezeigt und gestreichelt, um alsbald wieder für lange Zeit in ihren Schatztruhen zu verschwinden, genießen die historischen Kleinodien der Bibliotheken gelegentliche Aufmerksamkeit, werden berühmte Sammler wie Jean Grolier oder Drucker wie Aldus Manutius achtungsvoll erwähnt, brüten Generationen von Buchhistorikern über gotischen Platteneinbänden und den Renaissancezimelien des sächsischen Hofbuchbinders Jakob Krause, erfreuen sich die prachtvollen Bände des Corvinius erfurchtsvoller Bewunderung...
ISBN
3-86019-048-2
Format
Broschur; 24 Seiten
Preis
7 EUR
Herausgegeben von
Mechthild Lobisch, Fachgebiet Konzeptkunst Buch, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Erscheinungsjahr
2006