„WALKS“ ist ein interaktives Spiel für den Stadtraum und bildet als erste Ausgabe den Auftakt für die Reihe BURG Education BOX, die vom Team der Professur für Didaktik der bildenden Kunst herausgegeben wird.
Studierende der Kunstpädagogik entwickelten im Rahmen des Seminars „zwischendrin: Gaudiopolis“ von Alexandra Friedrich, Lena Seik und Luise von Rohden das interaktive Spiel WALKS. Während des gemeinsamen Gehens werden in dem Spiel Themen wie Selbstbestimmung, Freiheit und Regeln, Hierarchien und Miteinander aktiv und passiv untersucht. Hierzu wird auf Techniken des dérive (umherschweifen) zurückgegriffen, die von der Situationistischen Internationale entwickelt wurden. Die sogenannten WALKS regen spielerisch zum Erfahren, Hinterfragen und Austauschen an und setzen darauf, dass das Gehen Denkprozesse in Bewegung bringen kann.
Das Spiel kann mit drei bis zehn Personen gespielt werden und betrachtet die Fragen:
Was bedeutet Freiheit für euch?
Kennt ihr einen Ort der Selbstbestimmung?
Wie organisiert ihr euch als Gruppe?
Wann widersetzt ihr euch den Regeln?
WALKS besteht aus Aktionskarten, Personenkarten und Schlusskarten, die in der Gruppe verteilt werden. Ein Auswertungsbogen mit einem Leitfaden zur Reflexion ist außerdem integriert.
Hintergrund
Gaudiopolis (1945–1950), Die Stadt der Freude war eine Kinderrepublik, die nach dem Zweiten Weltkrieg vom lutherischen Pastor Gábor Sztehlo in Budapest gegründet wurde. Mit dem Ziel, die Kinder zu unabhängigen, selbstbewussten, in der Praxis geübten und in der Theorie gebildeten Menschen heranwachsen zu lassen, begleitete der Gründer die Kinder bei einem selbstbestimmten und selbstorganisierten Leben in der von ihnen gegründeten Republik, die demokratischen Prinzipien folgte. Sie bestand sechs Jahre lang und scheint aus heutiger Sicht eine real gewordene Utopie.
Das Projekt gaudiopolis NOW entstand 2018 in Zusammenarbeit zwischen Mitarbeiter*innen der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) in Leipzig und Akteur*innen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. WALKS sollte Zugänge zu der in der GfZK laufenden Ausstellung „Gaudiopolis – Attempts at a Joyful Society“ schaffen, zum Austausch anregen und neue Erfahrungen provozieren. Die dabei intendierte Aneignung von öffentlichen Räumen, das Hinterfragen von Hierarchien und normativen oder architektonischen Grenzen schafft einen Link zur Selbstermächtigung und Selbstorganisation. Unabhängig von der Ausstellung in der GfZK erscheint die thematische Auseinandersetzung durch die WALKS relevant und spannend. Daher können die WALKS nun in überarbeiteter Fassung in jedem städtischen Kontext und von allen möglichen Gruppen gespielt werden.
---
English version
Gaudiopolis (1945-1950), „The City of Joy” was a republic of children that was founded after World War II by the Lutheran pastor Gábor Sztehlo in Budapest. The aim was that children grow up to be independent and self-confident. The founder supported the children in a self-determined and self-organised life in the republic they founded. The Republic followed democratic principles and existed for six years. In retrospect, the republic appears to be a utopia that has become reality.
The project gaudiopolis NOW was created in 2018 in collaboration between staff from the Gallery for Contemporary Art Leipzig (GfZK) and students and teachers of the University of Art and Design Burg Giebichenstein Halle. WALKS was supposed to create access to the GfZK exhibition „Gaudiopolis – Attempts at a Joyful Society“ and to stimulate exchange and incite new experiences. Topics such as self-determination, freedom and regulations, hierarchy and togetherness are actively and passively explored while walking together. To this end, dérive (aimless strolling) techniques developed by the Situationist International are used.
The intended acquisition of public spaces, the questioning of hierarchies and normative or architectural boundaries enable a link to self-empowerment and self-organisation. The WALKS playfully encourage experience, questioning and exchange and rely on the fact that walking actuates thought processes. Independently of the exhibition, the thematic discussion triggered by the WALKS seems relevant and exciting. Therefore, the WALKS can now be played in a revised version in any urban context and by all kinds of groups.
Herausgeber*innen / Editors
Sara Burkhardt, Robert Hausmann und Christiane Küstner
Autor*innen / Authors
Jana Bouillon, Charlotte Jautz, Klara Goiny; entstanden im Rahmen des Seminars „zwischendrin: Gaudiopolis“ von Alexandra Friedrich, Lena Seik und Luise von Rohden
Lektorat / Editing
Sara Burkhardt, Robert Hausmann, Sara Marienfeld
Übersetzung / Translation
Sara Marienfeld, Mihir Sharma
Gestaltung / Design
Franziska Stübgen
Sprache / Language
Deutsch/Englisch --- German/English
Erscheinungsjahr / Date of publication
2020
Preis / Prize
5 EUR
ISBN
978-3-86019-128-6