Im Wintersemester 2018/19 bietet der Studienschwerpunkt Fotografie Violent Images als ein Projekt an, in dem wir im Rahmen von Themen, wie z.B. Sexualität, der/die Andere, Familie oder Staat untersuchen, wie Darstellungen von Gewalt gesellschaftliche, politische und medientheoretische Diskurse in Gang setzen, unterlaufen und verändern können.Historische und zeitgenössische Bild- Strategien, ein Theorie-Workshop, eingeladene Gäste sowie ein Filmprogramm zum Thema bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung eigener Ideen und Konzepte, die im Verlauf des Semesters in ein fotografiebasiertes Projekt umgesetzt werden.

Schnappschüsse von Folter aus dem Gefangenenlager Abu Ghraib, Datenerhebung durch Gesichtserkennung und Überwachung durch Drohnen, sexistische Darstellungen in der Unterhaltungsindustrie−Bilder zeigen Gewalt und üben selbst Gewalt aus. Täglich sehen wir uns mit einer Fülle von Bildern der Gewalt konfrontiert: Sie können Gewalt darstellen, aber durch Inhalte, Kontexte und Wiederholung auch zum Werkzeug der Gewaltausübung werden. Soziale Plattformen wie Facebook und Google nehmen umfassend Einfluss auf das, was wir (im Netz) sehen. Bilder und Filme von IS-Gräueltaten oder Kinderpornographie, aber auch Kunstwerke, die nicht den Leitlinien entsprechen, werden von sog. Content ModeratorInnen aus dem globalen Bilderfluss entfernt. All das wirft Fragen auf: Was macht Bilder gewalttätig? Wo fängt Gewalt in und durch Bilder an? Oder sind Bilder unschuldig? Wer entscheidet das−und in welchen Zusammenhängen? Wie beeinflussen neue Produktionstechnologien und Distributionswege das Verhältnis von Bildern und Gewalt(ausübung)? Und vor allem: Wie können wir − als BildermacherInnen − mit dem Thema Gewalt und dem Gewaltpotential neuer Bildtechnologien umgehen? Im Theorie Ergänzungsmodul zum Semesterthema Violent Images geht es ausgehend von diskursprägenden, bildwissenschaftlichen Postionen um das Wechselspiel von Bildproduktion und Bildrezeption beim Thema der Gewalt in der Fotografie und den damit verbundenen ethischen Fragestellungen. Um differenziert darüber diskutieren zu können werden wir uns u. a. mit Susan Sontags Buch "das Leiden anderer betrachten" beschäftigen. Ausgewählte Texte und Interviews zeitgenössischer AutorInnen, KuratorInnen und KünstlerInnen erweitern dieses Spektrum. 

 

Literatur (Auswahl)

Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am Main 2003

Cornelia Brink, Jonas Wegerer: Wie kommt die Gewalt ins Bild?
Über den Zusammenhang von Gewaltakt, fotografischer Aufnahme und Bildwirkungen, 
In: Fotogeschichte Heft 125, Fotografie und Gewalt, Herbst 2012    

Carolin Emcke: Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit, 
Frankfurt am Main 2013