Im Zentrum des Kompaktseminars steht eine ganztägige Exkursion in die Ausstellung „Louise Bourgeois: The Wovon Child“ im Gropius Bau Berlin. „The Woven Child“ ist die erste große Ausstellung, die sich ausschließlich mit dem textilen Werk von Louise Bourgeois beschäftigt, aber auch viele großformatige Rauminstallationen der Künstlerin, die unter dem Titel Cells seit den 1980er Jahren entstanden sind, versammelt. Das Textile und Räumliche in Bourgeois’ Kunst verschränken sich hier. So wird das große Thema der Künstlerin – die Erinnerung – nicht zuletzt als körperlich-sinnliche Erfahrung verhandelt.

Louise Bourgeois (1911-2010) hat in ihrem sehr langen Leben und künstlerischen Schaffen die Umwälzungsprozesse künstlerischer Traditionen im Verlauf des 20. Jahrhunderts aus nächster Nähe miterlebt. 1911 in Paris geboren, bewegte sie sich ab den 1930er Jahren als Kunststudentin zunächst im Kreis der kubistischen Maler. Bald darauf machte sie Bekanntschaft mit den Surrealisten um André Breton. 1938 heiratete sie den Kunsthistoriker Robert Goldsmith und siedelte mit ihm nach New York um, wechselte damit vom alten Zentrum der modernen Kunst in die neue Metropole.

Bourgeois gilt als Ikone feministischer Kunst, hat sich Zeit ihres Lebens aber gegen die Einordnung in kunsthistorische Strömungen gewehrt und genauso konsequent einen Psychoanalytiker konsultiert, was sich nicht zuletzt in ihren eigenen Notizen und Interviews niederschlägt. Im Seminar wollen wir uns der Künstlerin vor allem über die Werke nähern, die im Gropius Bau zu sehen sind. Wie sich hier die intime Geschichte der Künstlerin zugleich als kollektive Erinnerung offenbart, wird zu diskutieren sein.


Einführende Literatur:

Ausstellungstexte, Louise Bourgeois: The Woven Child, Gropius Bau Berlin. https://www.berlinerfestspiele.de/de/gropiusbau/programm/2022/louise-bourgeois/ausstellungstexte.html

Frémon, Jean (hrsg.): Louise Bourgeois: Moi, Eugénie Grandet. Übersetzt von Cordula Unewisse. Piet Meyer Verlag, Bern, 2013.

Hustvedt, Siri: Louise Bourgeois. In: Living, Thinking, Looking. Sceptre, London 2013.

Louise Bourgeois: Destruction of the Father. Reconstruction of the Father: Writings and Interviews 1923-1997, Hg.: Marie-Laure Bernadac, London 2000.

Louise Bourgeois. Das Geheimnis der Zelle, Hg.: Rainer Crone, Petrus Graf Schaesberg, München 1998.

Meyer-Thoss, Christiane: Louise Bourgeois. Konstruktionen für den freien Fall. Zürich 1992.

Leistungen:

Werkbesprechung in der Ausstellung „Louise Bourgeois: The Woven Child“ Gropius Bau Berlin;

Verwendbarkeit / Applicability
Kunst: Fachwissenschaft Kunstgeschichte

Kunst/Lehramt: Kunstgeschichte I

Master Kunstwissenschaften: Modul 3 oder Modul 7