Plastische Übungen

Teil der Bildnerischen Grundlagen

Unser ganzer Alltag besteht aus Dreidimensionalität, aus sinnlich wahrnehmbarer Materie. Unser Körper, unsere Kleidung, die morgendliche Tasse Kaffee, die Haustüre und alles, was uns täglich widerfährt, bis wir endlich abends wieder in die sympathisch weichen, warmen Federn unseres Bettes steigen. Masse und Raum brauchen wir wie Luft zum Atmen. Sie bedingen sich gegenseitig. Seit der Steinzeit gestalten wir Menschen bewusst Dinge und Räume, unser Alltag ist von gestalteten Dingen geprägt, wir prägen sie und sie prägen uns. Wir bewegen uns zwischen ihnen und sind mit ihnen unterwegs in Raum und Zeit.

Ob Steinbeil, Fetisch, Schmuck, Auto, Skulptur oder Architektur: Volumen, Maß, Form, Proportion, Materialeigenschaften, Konstruktion sind unerlässliche Zutaten für dreidimensionale Gestaltung. Schließlich finden wir Dinge  interessant, spannend oder einfach nur „schön“, weil sie uns sinnlich in ihrer materiellen, plastischen und räumlichen Gestaltung locken, überraschen und faszinieren. Wenn es gut läuft, regen sie uns vielleicht zur näheren Betrachtung und weiteren Reflexionen an. Manchmal sogar gerade deshalb, weil sie uns in unserer bisherigen Erfahrung verblüffen, verwirren und verunsichern. Gut möglich, dass es sich dann um Kunst handelt.

In den plastischen Übungen für das 1. und 2 . Studienjahr geht es um die „Zutaten“ im Umgang mit Masse und Raum, um bewusstes Handeln mit Form, Material, einfachen Techniken, um plastisches und räumliches Sehen und Be-greifen mit allen Sinnen. Um Machen, Erleben, Erfahren, Experimentieren, Scheitern, Verändern, Sehen, Biegen, Falten, Zerstören, Hauen, Antragen, Sägen, Stoßen, Denken, Halten, Bauen, Schleifen, Riechen, Stauben, Kleben, Tasten, Beleuchten, Beobachten, Fotografieren, Zerlegen, Gießen, Messen, Schwitzen, Montieren, Zerreißen, Schrauben, Nähen, Schleppen, Stechen, Verbinden, Schneiden, Fühlen, Hören, ...

Prof. Rolf Wicker