Die Ausstellung „Navigating Strangeness“ zeigt vom 11. April bis 26. Mai 2024 in der Burg Galerie im Volkspark künstlerische Positionen von Studierenden und Alumni der BURG im Rahmen der thematischen Reihe ABC.
In der die Reihe ABC abschließenden Ausstellung Navigating Strangeness wird in der Burg Galerie im Volkspark vom 11. April bis 26. Mai 2024 die Wahrnehmung und Konstruktion des Phänomens F für Fremd(-) auf verschiedenen Ebenen untersucht. Im Begriffsumfeld von Fremd stehen Varianten wie Fremdsein, Fremdwahrnehmung, Fremdkörper, Fremdzuschreibung oder Entfremdung. Aus verschiedenen Perspektiven stellen die Ausstellenden Bezüge zu dem Fremden oder der Fremde her, dem oder der wir alltäglich begegnen. Das Unbekannte kann am eigenen Körper beginnen und Fragen nach dessen Zuschreibung, nach Zugehörigkeit und Ausgrenzungsmechanismen hervorrufen. Doch auch im vermeintlich vertrauten Zuhause ist man nicht immer sicher vor dem Sich-fremd-fühlen, umso mehr, wenn das Zuhause durch Flucht und Krieg verloren wird. Fremdheit in den zwischenmenschlichen Beziehungen wird von den Studierenden genauso untersucht wie die imaginierten oder tatsächlichen Entdeckungen auf Reisen in fremde Länder oder die Erkundung der nur vermeintlich bekannten Umgebung.
Zum fünften und letzten Mal hat die Burg Galerie im Volkspark innerhalb der Ausstellungsreihe ABC mit F für Fremd(-) einen Open Call für Studierende ausgeschrieben. Ziel der eingereichten künstlerischen Arbeiten ist es, sich fachbereichsübergreifend intensiv mit dem Thema und seiner Aktualität aus der Perspektive von Kunst, Design und Gesellschaft auseinanderzusetzen. Als Gegenbild zur Distanznahme gegenüber dem Fremden schafft die Inszenierung der aktuellen Ausstellung Räume der Annäherung, des Nachdenkens, Zuhörens und des Gespräches. Denn das Fremde bleibt nur fremd, bis wir uns damit vertraut machen.
Dieser Prozess des Kennenlernens beginnt bei Johanna Koepe direkt während des künstlerischen Arbeitsprozesses. Sie arbeitet mit Schrenzpapier, einem Recyclingmaterial, das für Verpackungen verwendet wird. Der Formprozess eröffnet der Künstlerin Momente, die überraschen: Woher kommt die Form? War sie schon in ihr angelegt oder ist sie etwas Neues? Etwas, was ihr selbst nicht bekannt war? Später, mit größerem Abstand, begegnet die Künstlerin ihrer großformatigen plastischen Arbeit wie einem Wesen aus einer anderen Welt.
Ruth Pietschmann hingegen hat sich mit dem textilen Muster der Camouflage auseinandergesetzt. Wie kann ein solches Muster des Verfremdens, einst als Tarnung für den Krieg entwickelt, im Kontext der Mode reflektiert werden? Pietschmanns Ausgangspunkt ist seine Wirkungsweise: Eine Uniform in Tarnfarben soll das Gefühl vermitteln, durch scheinbare Verschmelzung mit der Umgebung unsichtbar zu werden. Jedoch wird Camouflage nicht nur im Krieg angewendet, die Grenzen zum Frieden sind durchlässig geworden. Durch die überzeichnete Silhouette verbindet ihr Entwurf Fremdheit und Entfremdung zugleich.
Louisa Pieper wiederum zeigt Bilder aus ihrem Werkzyklus Hearing Antagonists, in dem sie das Thema Behinderung aus persönlicher Erfahrung behandelt. Menschen mit Behinderung sind in ihrem Leben damit konfrontiert, dass andere darüber entscheiden, was notwendig und angemessen für ihre Integration ist. Aus der Fremdwahrnehmung kann jedoch resultieren, dass einfache Probleme nicht erkannt werden. In der Serie setzt die Künstlerin solche Alltagsobjekte malerisch in Szene, die Hörgeräte beeinflussen oder zerstören können, wie Wasserpistolen oder ein Föhn. Die Störverursacher entfalten ein ungeahntes Eigenleben – mittels intensiver Farbigkeit und geformt durch einen heftigen Pinselduktus.
Ausstellende
Luise von Cossart, Hannah Eckinger, Lore Elstermann, Vanessa Hartmann, Mattis Heilscher, Nina Hopf, Inseok Hwang, Luca Japkinas, Annika Kausch & Wiebke Lendewig, Hyesun Kim, David Kind, Julia Klenovsky, Johanna Koepe, Johann Kogge, Samuel Kok in Zusammenarbeit mit Jens Schabbach, Mingren Li, Leon Meschede & Seoyeon Ha, Louisa Pieper, Ruth Pietschmann, Kai Ruhland, Josefine T. Schmidt, Gesa Wagner, Joanna Zvonar
Gastkünstler
Raisan Hameed (Leipzig)
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.
Gastbeiträge zur Museumsnacht am 4. Mai 2024
Hubert Griemert, Johanna Schütz-Wolff, Lili Schultz (Sammlung der BURG)
Navigating Strangeness – Arbeiten aus Kunst und Design der BURG und Gastbeiträge
Ausstellungsdauer: 11. April bis 26. Mai 2024
Eröffnung: Mittwoch, 10. April 2024, 18 Uhr
Presserundgang: Mittwoch, 10. April 2024, 11 Uhr
Ort: Burg Galerie im Volkspark, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 14 bis 19 Uhr
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei.
Kuratorinnen: Dr. Jule Reuter, Kuratorin der Burg Galerie am Volkspark, in Zusammenarbeit mit Leona Blum
Weitere Informationen: www.burg-halle.de/galerie
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #BurgHalle und #NavigatingStrangeness
Begleitprogramm
Donnerstag, 18. April 2024, 18 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Dr. Jule Reuter und mit einer Gebärdensprachdolmetscherin
Montag, 22. April 2024, 18 Uhr
Die BURG eine Insel? Zur Geschichte der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in der NS-Zeit
Vortrag von Christina Brinkmann (M.A.), Wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Kunstwissenschaften, moderiert von Prof. Dr. Nike Bätzner, Professorin für Kunstgeschichte an der BURG
Samstag, 4. Mai 2024, Museumsnacht Halle/Leipzig
18–19:45 Uhr
Eine Frage des Geschmacks?
Mit der Intercultural Kitchen der BURG fremde Geschmackserfahrungen machen.
Wie schmecken die Dinge süß/salzig/sauer/bitter/umami? Wir probieren und kommen ins Gespräch, was sich bekannt, was sich fremd anfühlt und welche Erinnerungen und Gefühle damit verbunden sind. Begleitet durch das Intercultural Kitchen-Team.
Ort: Terrasse vor der Galerie
20–21 Uhr und 22–22:45 Uhr
Unsere fremde Vergangenheit?
Zur Museumsnacht werden Objekte aus der Sammlung der BURG „enthüllt“, die sonst im Archiv schlummern. Was können sie uns Unbekanntes erzählen? Moderiert von Christina Brinkmann (M.A.), Leona Blum und Dr. Jule Reuter
Mittwoch, 8. Mai 2024, 16.30 Uhr
A new voice recognized as your own
Lesung von eigenen Texten mit den Ausstellenden Gesa Wagner und Vanessa Hartmann sowie mit Julia Klenovsky (in Zusammenarbeit mit Lia Bach, Agnes Kelm, Liz Maurus, Gai Safran Lulai, Elisabeth Sauterleute, Em Steinberg), moderiert von Leona Blum und Dr. Jule Reuter
Mittwoch, 15. Mai 2024, 18 Uhr
Spectres of Anton Wilhelm Amo: Zur Spektralität im Nach/Wirken Anton Wilhelm Amos
Vortrag von Dr. Stefanie Bognitz, Johannesburg Institute for Advanced Study, und Prof. Dr. Fazil Moradi, University of Johannesburg, moderiert von Prof. Tilo Baumgärtel und Dr. Jule Reuter
Führungen durch die Ausstellung
Jeden Sonntag um 15 Uhr führen Studierende der kunstpädagogischen Studiengänge durch die Ausstellung Navigating Strangeness. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.