Die Preisträgerin ist Absolventin der Studienrichtung Textile Künste. Anerkennungen erhalten Todor Joe Musev (Zeitbasierte Künste), Ilva Valtere (Textile Künste) und Sofie Wirth (Textile Künste). Einen weiteren Jurypreis erhält Leon Meschede (Malerei/Glas).

Den mit 2.500 Euro dotierten Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2025 erhält Oni Weber, Burg-Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, für ihre Arbeit Schlafwandler. Zudem wurden drei Anerkennungen, jeweils dotiert mit 500 Euro, von der Fachjury an Todor Joe Musev, Ilva Valtere und Sofie Wirth vergeben. Einen weiteren, erstmals eigenen Jurypreis, ebenfalls mit 500 Euro dotiert, erhält Leon Meschede.
Der Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse prämiert bereits zum 19. Mal eine herausragende Diplomarbeit im Fachbereich Kunst der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Die Verleihung fand am Mittwochabend, 5. Februar 2025, 18 Uhr, im Volkspark Halle statt.

Die Arbeiten der Preisträger*innen sowie die Werke von weiteren 37 Absolvent*innen des Fachbereichs Kunst sind in den Räumen des Volksparks Halle und in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vom 6. bis 23. Februar 2025 täglich von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Die Ausstellung hellwach/wide awake – Diplome der Kunst 2025 wurde kuratiert von Elisabeth Würzl.

Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse 2025

Den diesjährigen Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse erhält Oni Weber, Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, für ihre Arbeit Schlafwandler, betreut von Prof. Caroline Achaintre. Mit ihrer überdimensionalen Skulptur stellte sich Oni Weber vielfachen handwerklichen und künstlerischen Herausforderungen. Eine aufgestellte riesige Daunenjacke lädt die Betrachtenden ein, in ihre Obhut zu kommen. Mit den für Schlafwandelnde typischen vorgehaltenen Armen, ragen ihre leeren Ärmel in den Raum, um Entgegenkommendes abzuhalten. Die große und weiche Skulptur, die sich in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vom Boden bis unter die Decke erhebt, wurde mit bedruckten Handtüchern gestaltet, um Schutz zu bieten. Im Inneren der Jacke entsteht ein Raum, der uns sanft von der Flut an überwältigenden Informationen abschirmt, die scheinbar unaufhörlich auf uns einströmen. Im Gegensatz zur braun bedruckten Außenhaut der Jacke, die die Informationsflut versinnbildlicht, erwartet uns im Inneren eine weiße Neutralität, in der sich eine in den Stoff gestickte Schnecke verbirgt. Die Schnecke als Symbol der Trägheit in enger Versunkenheit mit sich selbst. Eine Taktik der Schnecke, sich vor Überforderung zu schützen ist, die Augen nach innen zu stülpen, bis sie sich wieder in der Lage sieht, das vor ihr Liegende in Augenschein zu nehmen. So können sich auch die Betrachtenden in Oni Webers Jacke stellen, bis sie den Zeitpunkt geeignet finden, wieder herauszukommen. Oni Webers Diplomarbeit Schlafwandler hat die Jurymitglieder in ihrer künstlerischen und thematischen Exzellenz überzeugt.
Oni Weber wurde 1993 im Allgäu geboren, sie absolvierte eine Ausbildung zur Goldschmiedin, bevor sie 2017 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle begann, Textile Künste bei Prof. Caroline Achaintre zu studieren. Während ihres Studiums erhielt sie mehrere Förderungen und Stipendien, darunter das Stipendium des Cusanuswerks und ein Stipendium der Kaufbeurer Künstler Stiftung. 2022 war sie für ein Gastsemester an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem (Israel). 2024 absolvierte sie ein Praktikum im Studio Erwin Wurm und schloss ihr Studium mit dem Diplom ab. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. 2025 erhält sie unter anderem das Residenzstipendium der Kebbel Villa für das Virginia Center for the Creative Arts (VCCA) in Virginia, USA.

Die Arbeit der Preisträgerin wird in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt gezeigt.

Anerkennungen

Die Jury vergibt eine Anerkennung an Todor Joe Musev, Absolvent der Studienrichtung Zeitbasierte Künste, für seine Arbeite Warten, dass es piept. Todor Joe Musev beschreibt darin das Gefühl der Orientierungslosigkeit, das einem im hektischen Alltag des städtischen Lebens überkommen kann. Die Gefühle ähneln dem, was die Autorin Mary Shelley 1824 in ihrem Essay Was wurde aus den Geistern? schrieb. Musevs Kunstwerk besteht aus vier Videocollagen, die Zeichnungen, Fotos und gefundenes Videomaterial miteinander verbinden. In den digitalen Assemblagen werden ikonografische Bilder, die Technologie darstellen und Alltagszenen, die uns in der westlichen Welt umgeben, einander gegenübergestellt.
Todor Joe Musev, geboren 1995, absolvierte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Jahr 2024 sein Diplom in der Studienrichtung Zeitbasierte Künste bei Prof. Michaela Schweiger. 2022 arbeitete er als Bühnenbildassistent in Florentina Holzingers Ophelia‘s got Talent an der Volksbühne Berlin sowie 2024 als Künstlerischer Mitarbeiter des Videokünstlers Ulu Braun in Berlin. 2025 tritt er das sechsmonatige Arbeitsstipendium ÜbenÜbenÜben der Montag-Stiftung-Kunst in Mönchengladbach an. 

Zudem erhält Ilva Valtere, Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, eine Anerkennung für ihre Arbeit Stiche durch Geschichten. Das Werk entfaltet eine eindrucksvolle Präsenz im Ausstellungsraum, während es zugleich leise persönliche Erzählungen vermittelt. Die Arbeit besteht aus mehreren Schichten von durchlöcherten und farbigen Textilstücken, die sorgfältig von Hand gefärbt, genäht und zusammengeflickt wurden. Sie erinnern die Betrachtenden an abgeplatzte Wandfarben. Die Künstlerin erklärt, dass die Muster „Spuren, Reste und Wunden [...] des Umbruchs des Sozialismus bis hin zum Kapitalismus“ darstellen. 
Ilva Valtere, geboren in Riga, Lettland, studierte von 2001 bis 2007 Philosophie an der Universität von Lettland. Anschließend absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Ab 2015 studierte sie Textile Künste an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, zunächst bei Prof. Ulrich Reimkasten, später bei Prof. Caroline Achaintre. Ilva Valtere beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen in Halle (Saale) und Leipzig. 2023 und 2024 erhielt sie das STIBET-Stipendium des DAAD. 

Eine weitere Anerkennung vergab die Jury an Sofie Wirth, Absolventin der Studienrichtung Textile Künste, für ihre Arbeit Fäden unter der Haut. Die künstlerische Position besteht aus bestickten Textilarbeiten mit Baumwolle und einem Stop-Motion-Film, der mit 150 auf Textil gestickten Bildern erstellt wurde. Die Künstlerin zeigt ihre Reise in das innere Selbst unter der Haut – anatomisch, emotional und utopisch. Es sind die Ruhe, die Zerbrechlichkeit und die Weichheit, die mit hoher Handwerkskunst unterstützt werden, die Sofie Wirths herausragend authentische künstlerische Position zum Ausdruck bringen.
Sofie Wirth, geboren in Berlin, lebt und arbeitet in Halle (Saale). Vor ihrem Studium der Textilen Künste studierte sie zunächst Mode (Abschluss Bachelor) im Fachbereich Design, dann kurzzeitig Schmuck im Fachbereich Kunst an der BURG. Sie nahm an zahlreichen Ausstellungen in Halle (Saale) teil und zeigte ihre Arbeiten zudem in Berlin, Leipzig und Moskau. Außerdem wirkte sie an Projekten von Tänzer ohne Grenzen mit und ist Mitglied im BLECH Raum für Kunst in Halle (Saale). 

Die Arbeiten von Todor Joe Musev, Ilva Valtere und Sofie Wirth sind in der Burg Galerie im Volkspark ausgestellt. 

Zusätzlicher Jurypreis

Aufgrund der Vielzahl der Ausstellenden und der hohen Qualität der Arbeiten vergab die Jury in diesem Jahr einen eigenen Jurypreis an Leon Meschede, Absolvent der Studienrichtung Malerei/Glas, für seine Arbeit Die Ostdeutschen Futuristen. Die Videoarbeit ist ein Essayfilm über die Identitäts- und Zukunftssuche der Nachwendegeneration in Ostdeutschland. Der Film zeigt den fiktiven Besuch einer Sandmannfigur aus der Zukunft, dem die Entwicklung der DDR in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erklärt wird. Leon Meschedes Essayfilm regt die Zuschauenden dazu an, noch einmal über das vereinte Deutschland nachzudenken. Eine begleitende Publikation vertieft die Reflexion über das kulturelle Erbe Ostdeutschlands und dessen Relevanz im heutigen Diskurs.
Leon Meschede, geboren 1999 in Halle (Saale), studierte von 2017 bis 2024 in der Studienrichtung Malerei/Glas bei Prof. Natalie Häusler an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Während seines Studiums erhielt er mehrere Förderungen, darunter das Promos-Stipendium des DAAD und Projektförderungen der Korean International Cooperation Agency. Internationale Erfahrungen an der Seoul National University (Südkorea) sowie eine Forschungsreise nach Ulaanbaatar (Mongolei) weckten sein Interesse am Format des Essayfilms. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, unter anderem in der Lkham Gallery in Ulaanbaatar, Mongolei und im Ecobuddy Institute in Seoul, Südkorea.

Der Essayfilm von Leon Meschede ist in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt zu sehen. 

Fachjury

Der diesjährigen Fachjury gehörten an:

  • Prof. Bettina Erzgräber, Rektorin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
  • Prof. Dr. Yuka Oyama, Professorin für Plastik/Schmuck an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
  • Simon Adam Peter, Künstler, Leipzig
  • Laetitia Gorsy, Galeristin She BAM! Galerie, Leipzig
  • Prof. Rosilene Luduvico, Vertretungsprofessorin für Bildnerische Grundlagen/Malerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Den Juryvorsitz (ohne Stimmrecht) übernahm Prof. Tilo Baumgärtel, Prorektor und Professor für Malerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. 

Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse Halle 

Preisverleihung: Mittwoch, 5. Februar 2025, ab 18 Uhr im Volkspark Halle, Schleifweg 8a, 06114 Halle
Öffnungszeiten: 6. bis 23. Februar 2025, 14 bis 19 Uhr
Ausstellungsorte: Volkspark Halle, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale) und Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Neuwerk 11, 06108 Halle (Saale)
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei. Eine Anmeldung nicht notwendig.
Presserundgang: 6. Februar 2025, 11 Uhr, Volkspark Halle, Schleifweg 8a, 06114 Halle
Kuratorin: Elisabeth Würzl
Grafikdesign: Lucie Weiße und Franziska Meister
Weitere Informationen zur Diplomausstellung: https://www.burg-halle.de/diplomausstellung 

Förderer: Der Kunstpreis wird gefördert durch die Stiftung der Saalesparkasse Halle. 

Begleitprogramm

Workshop von und mit Philippa Jochim: Hagebutte, Scharbockskraut und Brennnessel
Samstag, 15. Februar 2025, 16 Uhr, Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
In Zusammenarbeit mit Freund*innen lädt die Künstlerin ein: „Gemeinsam werden wir in der Umgebung der Kunststiftung herumspazieren, uns nach essbaren Pflanzen umschauen, diese probieren und anschließend einen Kräutertee daraus zubereiten. Mit wärmendem Glas in der Hand lesen wir zusammen laut politische und poetische Texte, um uns gemeinsam eine andere Welt vorzustellen. Das Sammeln und Lesen ist für die Gruppe eine kollektive Praxis des Wachbleibens, Verbindens und des körperlichen Wahrnehmens.“

Performative Lesung
Sonntag, 16. Februar 2025, 18 Uhr, Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
Performative Lesung aus den schriftlichen Diplomarbeiten mit Katharina Baake, Charlotte Ehrt, Lynn Gerstmair, Klara Goiny, Philippa Jochim, Todor Joe Musev, Julian Revelle, Ilva Valtere, Lili Weismann. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Tandem-Führung mit der Kuratorin und ausstellenden Künstler*innen
Sonntag, 23. Februar 2025, 15 Uhr, Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
Im Gespräch mit Katharina Baake, Leon Meschede, Klara Millek und Gesa Wagner führt Elisabeth Würzl durch die Ausstellung. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

No matter what
8. Februar bis 7. März 2025
Duo-Ausstellung von Valentina Plank und Len Bay in der A&O-Kunsthalle Leipzig

Strömung
Noch bis 16. Februar 2025
Parallel zur Diplomausstellung 2025 zeigt Jasper Helwig, Student der Studienrichtung Malerei/Glas, die Skulptur Strömung im hr.fleischer e.V. Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck.