Am Donnerstag, 16. November 2023, 18 Uhr wird der Kunsthistoriker und Kurator Mateo Chacón Pino zu Gast an der BURG sein und in seinem Vortrag einen Einblick in den aktuellen Arbeitsstand seiner Forschung geben. Er untersucht das Potenzial von Ausstellung, die zeitlichen Dimensionen des vorgeschlagenen geologischen Zeitalters des Anthropozäns darzustellen. Der Vortrag ist Teil der Kompaktwoche „The Outside Inside – Über das Ausstellen von Natürlichem im Design“ von Katharina Mludek und Leoni Fischer.
Die Ausstellung “Critical Zones” (2020-2022) im ZKM Karlsruhe, Deutschland, wurde von zwei der einflussreichsten Denker des Anthropozäns kuratiert: Peter Weibel und Bruno Latour. Beide verstarben kurz nach der Schließung der Ausstellung. Diese Übersichtsausstellung beinhaltete (zeitgenössische) Kunst, Exponate aus Wissenschaft und Ideengeschichte, sowie Anthropologie. Im dazugehörenden Katalog werden über 100 Exponate angeführt, etwa große Installationen, die die Beobachtung, Berechnung und Manipulation der bewohnbareren kritischen Zone des Planeten Erde thematisieren. Die Autor:innen geben an, dass die Ausstellung aus der Notwendigkeit der Wissenschaft heraus erwuchs, mit Künstler:innen, Historiker:innen, Philosoph:innen und Aktivist:innen zusammen zu arbeiten, um eine neue „irdische Politik“ auf Grundlage der Arbeit von Kritische Zone-Observatorien und deren Einblick in die obersten Erdschichten zu entwickeln.
Diese Präsentation nimmt die genannte Ausstellung als Fallstudie um die Skalierbarkeit des Begriffs des Anthropozäns in Form einer Ausstellung und ihres ästhetischen Vokabulars zu untersuchen. Es wird argumentiert, dass, in Referenz auf den Begriff des Bildes als eine „Organisation von Zeit“ (Gottfried Boehm), Ausstellungen die Zeit und Bewegung von Besuchenden durch ästhetische Mittel organisieren und Raum für die ästhetische Verhandlung von Zeitgenössigkeit verschaffen. Mit Bezug auf Dipesh Chakrabarty’s These, dass das Anthropozän die Begriffe von Zeit in der Geschichtsschreibung herausfordert, untersucht Chacòn Pino die ästhetischen Eigenzeiten der Ausstellung in Verhältnis zur geologischen Zeit dieser neuen Epoche. Damit wird das ästhetische Potenzial von Ausstellungen, den klimatischen Wandel unserer Zeit darzustellen, diskutiert.
Der Kunsthistoriker und Kurator Mateo Chacón Pino untersucht zurzeit das Potenzial des Ausstellens, die zeitlichen Dimensionen des vorgeschlagenen geologischen Zeitalters des Anthropozäns darzustellen. In dieser Präsentation gibt er einen Einblick in den aktuellen Arbeitsstand und legt seine theoretischen Grundlagen für die kritische Besprechungen von Ausstellungen jenseits des autonomen Exponats dar.
Kurzbio
Mateo Chacón Pino ist ein Kolumbianisch-Schweizerischer Kunsthistoriker, Kurator und Kritiker. Er hat Ausstellungen in Kunsträume, Museen, Galerien und Bauernhöfe in der Schweiz, in der Niederlande und Deutschland kuratiert. Er nahm am The Curatorial and Artistic Thing-Programm am Sixtyeight Art Institute in Kopenhagen und am Curatorial Programme am Kunstzentrum De Appel in Amsterdam teil. Er lebt in Kassel und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am documenta Institut und am Lehrstuhl für Kunst & Gesellschaft von Prof. Dr. Liliana Gómez an der Universität Kassel. In seiner Dissertation The Distinction of Art & Nature untersucht er die ästhetische Eigenzeit der Kunstgeschichtsschreibung in der Gegenüberstellung zum Anthropozän und beleuchtet kritisch den Begriff der Zeitgenössischen Kunst im Kontext der Ausstellung. Er schloss seinen MA in Kunstgeschichte 2021 erfolgreich an der Universität Zürich mit einer Arbeit zur Rolle Staatlicher Kunstförderung im Kunstbegriff ab.
Der Vortrag ist Teil der designwissenschaftlichen Kompaktwoche „The Outside Inside – Über das Ausstellen von Natürlichem im Design“ von Leoni Fischer (Volontariat, Kuratorische Werkstatt Stiftung Bauhaus Dessau) und Katharina Mludek (wissensch. Mitarbeiterin Nachhaltige Produktgestaltung, Kunsthochschule Kassel).