Gegenstand der Auseinandersetzung ist in diesem Semester die Sammlung Fotografie des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale). Sie zählt mit annähernd 90.000 Objekten zu den größten Fotosammlungen Deutschlands. Mit dem Nachlass Hans Finslers, Arbeiten von Gerda Leo und Heinrich Koch, liegt ein Schwerpunkt der Sammlung in der Fotografie des Neuen Sehens der 1920er Jahre. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die ostdeutsche und osteuropäische Fotografie seit 1945 dar. Kein anderes Kunstmuseum verfügt in letzteren Bereichen über vergleichbare Bestände.
Im Dialog unter anderem mit der Kustodin der Sammlung, Dr. Jule Schaffer, beschäftigen sich die Studierenden mit folgenden Fragen: Worin besteht überhaupt unser Interesse an Fotografie? Und weiter: Mit welchen Intentionen wird Fotografie gesammelt? Gibt es regionale Bezüge? Inwiefern spiegeln Sammlungen individuelle Interessen wider? Lässt sich eine Überschneidung aus künstlerischem Werk und zeiträumlichem Dokument herstellen – oder umgekehrt auflösen? Was lässt sich aus der Zusammenschau der Bestände ableiten und in der einzelnen Fotografie ablesen? Welchen Ordnungsprinzipien kann das Sammeln von Fotografie unterliegen und welche neuen Kategorisierungen resultieren aus ihr? Und schließlich: inwieweit können technische Neuerungen den Zugriff auf, sowie die Ordnung und die Rezeption von fotografischen Sammlungen ändern?
Das Semester beginnt mit einer ausführlichen Einsicht auf Originale aus dem Archiv der Sammlung Fotografie. Neben der Analyse der Sammlung geht es darum zu schauen: womit haben sich andere Fotograf*innen beschäftigt. Was hat sie interessiert, mit welchen Methoden und Mitteln haben sie gearbeitet? Welche persönlichen und/oder gesellschaftspolitischen, ökonomischen Hintergründe haben ihre gestalterischen Entscheidungen beeinflusst? Welche Vor-Bilder haben sie geprägt? In individueller Recherche und in Gespräch unter anderem mit Künstler*innen, die in der Sammlung vertreten sind, sollen sich die Studierenden auch ihrer eigenen fotografischen Haltung bewusst werden. Welche gesellschaftspolitischen Fragen stellen wir uns? Welche Bilder beeinflussen uns? Spielen medienspezifische Eigenschaften/Entwicklungen eine Rolle für unsere Wahrnehmung von Welt und unsere Bildgestaltung?
Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung entwickeln die Studierenden eigene Bilder (Fotografie oder Bewegtbild), mit der sie auf eine Serie der Sammlung reagieren. Ausstellungsbesuche, die eigene Recherche, Gespräche mit Gästen und mit Künstler*innen der Sammlung dienen der Inspiration. Am Ende des Semesters entsteht aus den Adaptionen/Reaktionen eine Plakatausstellung im Stadtraum in Halle.