Die alltägliche Omnipräsenz von Bekleidung aus dem Fast Fashion und High-Street-Segment, die insbesondere durch ihre ökonomisch sinnvolle Gestaltung geprägt ist, führt mitunter zu fehlerhaften Rückschlüssen auf die Konstruktion von Bekleidung, die dem Luxussegment entstammt. Wir wollen in diesem Grundlagenprojekt für das 2. Studienjahr Unterkonstruktionen, sowie Unterwäsche verschiedener Epochen in der Modegeschichte recherchieren und reproduzieren. Mitunter zeichnen sich Silhouetten durch ein komplexes Innenleben und Unterkonstruktionen sowie sehr opulent wirkende Silhouetten durch einen besonders geometrischen Aufbau aus. Studierende werden methodisch durch reverse engineering eine Auswahl historischer Unterbekleidung in kleinen Gruppen originalgetreu umsetzen. Die Recherche und der Umsetzungsprozess der Replikats soll dokumentiert und präsentiert werden. Die Replikate werden im Anschluss in ein Hochschularchiv eingepflegt und zukünftig Studierenden für die Recherche zur Verfügung stehen.

Eine zweite Aufgabe widmet sich der intensiven Auseinandersetzung mit der Herrenbekleidung, wobei der Herrenanzug mit seinen Bestandteilen und deren Konstruktionen recherchiert und analysiert werden soll. Das Ziel ist, dass beide Recherchen in einer Hybridisierung münden, in der die historischen Unterkonstruktionen/Unterwäsche und Aspekte der Herrenbekleidung neu interpretiert werden, in Kontrast zu einander gestellt werden oder mit einander verschmelzen können.

Welche Beobachtungen, Thesen oder Konzepte lassen sich aus der Recherche für einen individuellen Entwurf nutzen? Welche kontruktiven und kleiderspezifische Beobachtungen führen zu interessanten Variationen? Die Beobachtungen und Erkenntnisse beider Übungen sollen von den Studierenden genutzt werden, um ein erstes komplexes Outfit zu entwickeln.

Durch die historische Kontextualisierung soll die eigene gestalterische Arbeit in Bezug zu Bekleidungskulturen gesetzt und persönlichen Anliegen in einen individuellen Beitrag zu aktuellen Modediskursen überführt werden.