Schwerpunktprojekt Informationsdesign
WiSe 2020/21

Prof. Matthias Görlich
Felix Egle

Ziemlich genau vor einem Jahr wurde ein abscheulicher antisemitischer, rassistischer und frauenfeindlicher Anschlag in Halle verübt. Wir alle waren und sind weiterhin in unterschiedlichster Weise von den damaligen Ereignissen betroffen. Aktuell läuft am Landgericht Magdeburg die Verhandlung gegen Stephan B, angeklagt wegen zweifachen Mordes und 68-fachen Mordversuchs. Neben den HauptklägerInnen gibt es in diesem Fall 42 NebenklägerInnen, die das Feld dessen, was in den Sitzungen des Gerichts verhandelt wird, um weitere Perspektiven erweitern.

Im anstehenden Wintersemester werden wir gemeinsam mit der „Initiative 9. Oktober Halle“ zusammenarbeiten. Diese Initiative steht in engem Austausch mit NebenklägerInnen deren Perspektive und Anliegen in die Öffentlichkeit kommuniziert werden sollen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei Zusammenhänge der Tat von Halle mit gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre sichtbar zu machen.

Wir wollen untersuchen, welchen Beitrag wir aus dem Informationsdesign in einem solchen Kontext leisten können und stellen uns hierbei Fragen wie: Wie waren die Abläufe? Welche Parallelen gibt es zu vorherigen Ereignissen, gibt es wiederkehrende Muster, Analogien und Unterschiede? Was davon ist sichtbar? Was nicht? Und wer macht sichtbar? Wer nicht? Wie lässt sich Öffentlichkeit und ein bürgerliches Engagement erzeugen? Welche Rolle spielt hierbei die Gerichtsverhandlung als öffentliches Forum? Was hat Autorität und was ist autoritär? Wie funktioniert Erinnern? Welche Bedeutung hat das Dokumentieren, das Archivieren, das Publizieren bei traumatischen Ereignissen? Welche Rolle spielt das Digitale bei der Radikalisierung der Täter? Was sind die Grenzen des Visuellen und wie gehen wir damit um? Wer ist das Gegenüber und wie arbeiten wir gemeinsam? Welche Bilder fehlen und können wir sie erzeugen?

Medial sind wir offen und arbeiten hierbei ausgehend von gemeinsam zu entwickelnden Fragestellungen.

weitere Formate
Flankierend zur Projektarbeit und als fester Bestandteil des Semesterthemas wird ein Austauschformat mit vertiefenden Texten und externen Gästen durchgeführt, das sich mit der Rolle von Design im gesellschaftlichen Kontext beschäftigt. Dieses Format soll uns als Hilfestellung dienen, unsere Arbeit als kritische Form von Designpraxis zu verstehen und zu entwickeln.

Voraussetzungen
Bereitschaft für eine ernsthafte, kontinuierliche und intensive Auseinandersetzung mit den Themen und mit unseren Gesprächspartnern wird vorausgesetzt. Gruppenarbeit ist in diesem Projekt explizit erwünscht. Im Laufe des Semesters setzen wir uns auch mit der eigenen Arbeitsmethodik und den Arbeitswerkzeugen auseinander und entwickeln unsere eigenen Tools. Das Projekt richtet sich an Studierende aus dem Hauptstudium im Kommunikationsdesign, steht aber nach Rücksprache auch offen für interessierte Studierende anderer Studiengänge.

Partner
Das Projekt ensteht in Kooperation mit der „Initiative 9. Oktober Halle“ sowie weiterer lokaler und internationaler Institutionen, GestalterInnen und ExpertInnen.

Erste Informationen
Einen sehr guten Einblick in den aktuellen Stand der Thematik liefert die Berichterstattung von Radio Corax in Zusammenarbeit mit „Halle gegen Rechts“ und „Arbeitskreis Protest“.

Einführungswoche (5.10. bis 9.10.), Teilnahme verpflichtend:
Teilnahme an div. Veranstaltungen im Vorfeld und während des Gedenktages in Halle sowie Diskussionsrunden und Inputs mit externen Gästen. Die Woche endet mit der Beteiligung an der Durchführung einer Ausstellung zum Thema im „Raum der Erinnerung und Solidarität“, Steintor Halle.

Projektwoche 3 (26.10 bis 29.10.), Teilnahme verpflichtend:
Exkursion (Enter the Void, Kunsthalle Mainz, Diskussionsraum Hanau).

Projektwoche 12 (11.01. bis 17.01.), Teilnahme verpflichtend:
Informationen zu Gästen folgen in Kürze.