Ana Hupe
Design- und Architekturgeschichte
Aufbau- (BA) und Vertiefungsmodul (MA)
Kompaktwochenangebot | 9. SW
Die Einschreibung erfolgt online über die Kompaktwochenanmeldung in den gestalterischen und künstlerischen Grundlagen!
Ziel des Kurses ist es, zur Bildung kritischen Denkens in der Welt der visuellen Erzählungen in zeitgenössischer Kunst und Design beizutragen. Wir werden offizielle und institutionelle historiographische Modelle problematisieren und denaturieren, indem wir alternative Perspektiven zum eurozentrischen Denken präsentieren. Dabei wird die vermeintliche Neutralität von Bildern in der Kunst und die Visualität in Designprojekten hinterfragt.
Auch ist es interessant, moderne und zeitgenössische künstlerische Produktionen und Designprojekte aus dem globalen Süden und Norden in einen Dialog zu bringen, um die uns auferlegten narrativen Auseinandersetzungen zu problematisieren. Die Idee ist, die klassische Kunstgeschichte durch Neuformulierungen der Kolonialgeschichte zu problematisieren und diese in visuellen Narrativen wiederzuerkennen.
Ich erhoffe mir, mit diesem Kurs ein kritisches Bewusstsein über den Prozess des künstlerischen und bildnerischen Verstehens anzuregen - darüber, wie wir für das, was wir zu sehen, zu berichten und wegzulassen wählen, verantwortlich sind. Dieses Bewusstsein ist auch übertragbar auf Spekulative Designprojekte.
Eingeleitet werden soll der Kurs mit einer Diskussion über den Epistemizid. Einen Begriff, den der Bonaventura Souza Santos für die Zerstörung von Wissen, Kenntnissen und Kulturen verwendet, welche von der westlichen Kultur nicht assimiliert wurden. Epistemizid ist ein Nebenprodukt des Kolonialismus, das durch den europäischen imperialistischen Vormarsch über die Völker Asiens, Afrikas und Amerikas entstanden ist. Außerdem werden antikoloniale, ästhetische Vorstellungen diskutiert und entschlüsselt.
Eine weitere wichtige Debatte wird anhand von Beispielen, durch Designprojekte inspirierter Kunstwerken geführt. Einige Kunstwerke aus den so genannte "Relational Aesthetic" (der Begriff von Nicolas Bourriaud) werden von Ideen aus dem Bereich des Designs inspiriert. Bei relationalen Kunstobjekten muss der Betrachter das Kunstwerk aktivieren oder "benutzen", damit die Kunsterfahrung stattfinden kann.
Ana Hupe (Brasilien, lebt in Berlin) ist Künstlerin und Forscherin, nachdem sie ein Jahr lang an der UdK Berlin in der Klasse von Hito Steyerl geforscht hat, promoviert in Bildender Kunst an der Bundesuniversität Rio de Janeiro (2016). Hupe widmet sich der Rettung ausgelöschter Geschichten des Widerstands, die sie in mehreren Erzählinstallationen neu schreibt und so eine Gegenerinnerung an das koloniale Archiv schafft. Derzeit recherchiert Hupe die Kunstbeziehungen in der Yoruba-Kultur in Nigeria, Kuba und Brasilien für die Ausstellung “Footnotes to triangular Cartographies", die in Brasilien, bei der RAI, Lagos, Nigeria und in der "Galerie Bernau" in Berlin zu sehen sein wird. Hupe war Teil mehrerer Kollektivausstellungen in Räumen wie Savvy Contemporary, Berlin; M_Bassy, Hamburg; Haus am Kleistpark, Berlin; und in Residenzen wie Vila Sul, Goethe Institut Salvador, "Artist x Artist", Kuba, Kunstkvarteret Lofoten, in Norwegen, unter anderen.