„GLITTER is wheat paste, graffiti, and unlawful use of space. GLITTER is without permit.” (Seymour, Glitter 33)
Glitter ist überall. Kinder malen mit Glitter Bilder oder machen ihr Spielzeug funkelnd und somit besonders und einzigartig. Glitterbombs sind Internetphänomene, politischer Protest, sowie polizeiliche Markierung. Blaue oder pinke Glitzerexplosionen verraten werdenden Eltern das Geschlecht ihrer Kinder. Glitter macht die Welt bunt und verschmutzt sie gleichzeitig: Das mediale Bild des Mikroplastiks ist Teil einer Wahrnehmung von Glitter als Umweltsünde par excellance. Dabei sind die Fakten über Glitter vielleicht weniger wichtig oder zumindest weniger interessant als die Gefühle, die dieser Stoff hervorruft.
In ihrem Buch „Glitter“ zeichnet die amerikanische Literaturwissenschaftlerin Nicole Seymour ein erstaunliches Bild von der glitzernden Substanz: Entgegen weitläufiger Meinungen, das Glitter eine hohe Belastung für die Umwelt darstellt, sieht Seymour in ihr vielmehr ein Symbol der Freiheit für marginalisierte Gruppen innerhalb der nordamerikanischen Gesellschaft: Kinder & Frauen; Queer & Drag. Als Überbleibsel prozessierten Erdöls ist das Plastik aus dem Glitter hergestellt wird eines von vielen menschengemachten Umweltproblemen und trotzdem ist gerade Glitter die Zielscheibe massiver Kritik der Umweltbewegung. Glitter ist Hass; Glitter ist Liebe.
(…) something (e.g. glitter) seemingly frivolous, fun, playful, miniscule, and delightful, at least to some, could turn out to be an environmental “scourge” or “abomination. (…) glitter does things. It is not an inert, passive object, but rather something that makes impacts and has consequences, often unpredictable and farreaching ones. (Seymour, Glitter 9, 22)
Das Seminar wird sich dieser Perspektivenvielfalt der funkelnden Substanz transmedial und multiperspektivisch annähern. Neben den philosophischen Blickwinkeln werden wir über die digitale Materialität von Glitter sprechen, Glitter im 3-dimensionalen Raum von Software erkunden, sowie aktuelle KI-Netzwerke nach der medialen Repräsentation von Glitter im globalen Norden befragen. Ziel des Seminars wird es sein, sich der Thematik experimentell, bunt und mit starkem Fokus auf die audiovisuellen Qualitäten zu nähern. So können Objekte, Installationen, Motion Designs, VR-Anwendungen und Spiele entstehen.
Das Seminar findet in Zusammenarbeit mit dem Aufbaukurs „Point Clouds and Fractals – Procedural Animation with Nodes “ von Gerhard Funk statt. Das hier erworbene Wissen um generative Animationstechniken, wie beispielsweise Partikelsysteme in Blender und Houdini, kann als technischer Ausgangspunkt für das Komplexe Gestalten dienen. Zudem ist eine Exkursion in die Ausstellung „Glitzer“ im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg geplant.
Quellenverzeichnis
Meer, Julia (2025): Glitzer (Ausstellung). Museum für Kunst und Gewerbe. Hamburg.
Morton, Timothy (2013): Hyperobjects: Philosophy and Ecology after the End of the World. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Seymour, Nicole (2022): Glitter. London: Bloomsbury Academic (Object lessons).
Seymour, Nicole (2018): Bad Environmentalism: Irony and Irreverence in the Ecological Age. Minnesota: Univ Of Minnesota Press.
Thill, Brian (2015): Waste. London: Bloomsbury Academic (Object lessons).
Anmeldung
_ Beginn der Einschreibung 03. März um 10 Uhr
_ Ende der Einschreibung 16. März um 18 Uhr
Einschreibung über https://www.burg-halle.de/einschreibung-mmvr-projekte
(Benutzernamen st-Nr. und Burg-Passwort)
Anmeldungen von neu immatrikulierten Masterstudierenden bitte per Mail (s. Kontakt) mit Angabe von Erst-, Zweit- und Drittwunsch.
Lern- und Qualifikationsziele
Im Fach „Komplexes Gestalten“ arbeiten BA- und MA-Studierende an denselben Aufgabenstellungen mit den folgenden Zielen:
Multimedia|VR-Design (B.A.)
Im Fach „Komplexes Gestalten“ werden die in den ersten beiden Jahren erlangten Kompetenzen zusammengeführt und beispielhaft an einer komplexen Aufgabenstellung angewendet. Ziel ist es, Lösungsstrategien zu entwickeln, die auf einem tragfähigen Konzept basieren und anhand von Prototypen sowie medientechnisch und gestalterisch eigenständigen Gestaltungsstudien erprobt werden.
Multimedia Design (M.A.)
MA-Studierende bringen ihre fachspezifischen und erweiterten Kompetenzen (im Besonderem Quereinsteiger) in die Bearbeitung der komplexen Aufgabenstellungen ein und kontextualisieren diese in aktuellen Diskursen. Ziel ist es, im Rahmen der projektorientierten Auseinandersetzung eine individuelle fachliche Vertiefung und fundierte Lösungsstrategie zu entwickeln. Hierfür wird das künstlerisch-gestalterische Vorhaben mit forschungsbasierten Bearbeitungsfeldern weiterentwickelt. Es gilt, die eigene Arbeit unter Anwendung von Methoden künstlerischer Forschung zu einem eigenständigen künstlerisch-gestalterischen Lösungsansatz zu führen.