Geschmack, Rezeptur, Zutaten - Mode und Essen teilen sich nicht nur viel Vokabular, sie tragen zur kulturellen Identität bei. In diesem Projekt durchforsten wir zunächst Koch- und Rezeptbücher und lesen Aufsätze zu Essritualen, Gender, Nahrung und Verdauung, zB. aus Christine Ott: Identität geht durch den Magen. Mythen der Esskultur (2017), sowie Kiko Kashiwagi-Wetzel und Anne-Rose Meyer: Theorien des Essens (2020). Ein Reader ist in der Burg-Box eingerichtet und wächst mit der Recherche der Studierenden. Dazu suchen wir Bezüge zu Kleidung, Dress-Codes und Uniform, vor und hinter den Kulissen der Essens- Zubereitung, des Essens, der Vor- und Nachbereitung einer Einladung - zu einem Tisch, einem Bankett,einem schnellen Imbiss. Die Recherche verquickt sich zu experimentellen Kleidungsstücken und Objekten, immer mit Bezug zum Körper. Zwei Inputs werden das Projekt bereichern: Amandine Cheveau und Jean-Christian Pullin des Künstler*innen Duos Anatomie Fleur gestalten mit ihrem Studio Blumen- und Gestrüppbouquets für experimentelle Inszenierungen. In der Einführungswoche bringen sie nach Einkaufswünschen der Studierenden eine Varianz an Blumen und Pflanzen an die BURG, führen in die Sprache der Blumen ein, und leiten an, wie man Gestecke und Bouquets konzipiert. Die Studierenden inzenieren daraufhin Essen und Blumen in Stilleben, welche fotografisch inzeniert werden und als Poster gedruckt, sowie als Flower-Print auf einem Produkt angewandt wird.
Jede*r Studierende erarbeitet mit Unterstützung von einem weiteren Gast, Julia Martha Müller, Kuratorin und Köchin, ein Konzept zu einem Gang des finalen 10-Gänge-Menüs. Die Kunsthistorikerin war Part des kuratorischen Teams bei Susanne Pfeffer am Fridericianum und folgend bei der documenta 14, und absolvierte danach eine Kochausbildung in der französischen Gastronomie in Marseille. In mehreren „Rehearsals“ werden die Gänge geprobt, Outfits getestet und zusammengestellt. In der Gruppe diskutieren wir: Wem möchten wir eine Essenseinladung aussprechen? Wen möchten wir an die Hochschule bringen und diesen Raum eröffnen? Wen möchten wir zum Austausch einladen, oder zum Gespräch auffordern? Ein 10-Gänge-Menu inszeniert die einzelnen Komponenten der Studienprojekte als Abschlusspräsenta-
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