Wenn wir kochen und essen, nutzen wir sämtliche Sinne und fast unseren gesamten Körper: Wir SEHEN die Farbigkeit und Form der Zutaten und Speisen, des Werkzeugs, Geschirrs und Bestecks. Wir RIECHEN den guten oder schlechten Geruch der Speisen sofort und mit der Kombination aus Zunge und Nase SCHMECKEN wir unser Essen. Wir FÜHLEN Temperatur - Hitze oder Kälte mit Mund und Haut. Die Textur und Beschaffenheit ERTASTEN wir mit den Fingern und der Zunge. Wir führen Messer und Gabel, Löffel oder Stäbchen mit den Händen. Wir HÖREN die Konsistenz, während wir die Zutaten zerschneiden, zermahlen oder (zer) kauen. Kochen und Essen ist eine komplexe Handlung die aus Sehen, Schmecken, Riechen, Fühlen und Hören besteht und unsere beiden Hände fordert. Wir Menschen nehmen unser Mahl optisch, gustatorisch und olfaktorisch wahr, Klang und haptische Eindrücke durch Essgeschirr und -besteck in Hand und Mund spielen unsere Sinnesrezeptoren an.
Diesem regelmäßig stattfindenden multisensorischen Erlebnis räumen wir im Alltag häufig nicht genug Zeit, Aufmerksamkeit oder Sensibilität für die Rückmeldung aller unserer Sinnesorgane ein.
In diesem Projekt gestalten wir Geschirr, Besteck oder neuartige Werkzeuge, die die Formen sinnlicher Wahrnehmung beim Essen lenken, verzerren oder verstärken. Die Nutzungsqualität der Objekte selbst, aber auch der Verzehr der auf ihnen gereichten Speisen können durch das bewusste Anspielen der Wahrnehmungskanäle verändert und auch gesteigert werden. Hierbei spielen Handlungsabläufe und Rituale eine wichtige unterstützende Rolle.
Da sich Sinneswahrnehmungen und Esshabitus von Mensch zu Mensch unterscheiden, sind die Perspektiven sensorisch, motorisch oder psychologisch besonders geprägter Menschen interessante Ansatzpunkte, um daraus Objekte zu gestalten, die ihnen selbst wie auch anderen Nutzer*innen ein sinn-volles Esserlebnis bereiten.
Auch Phänomene unserer modernen Esskultur können Thema sein, um multisensorische Qualitäten für Tableware Objekte zu gestalten, sodass Essverhalten und -erleben positiv beeinflusst werden können.
Wir kommen in Kontakt mit unseren eigenen Sinnen, geben ihnen Raum und isolieren sie, versetzen uns in Wahrnehmungsmuster hinein, suchen andere Perspektiven und erforschen Transfermöglichkeiten im Spannungsfeld aus Nutzungsorientierung und Sensualismus.
In Teamarbeit wird eine Produktfamilie in den Materialien Glas und Porzellan entwickelt, welches neben den konzeptuellen auch praktische Fragen nach einer möglichst großen Zielgruppe, Alltagstauglichkeit, Anwendungsszenario und Herstellbarkeit/(oder: sinnvolle Produzierbarkeit) beantworten kann.
Die Umsetzung erfolgt in Glas und Porzellan, sowie teilweise ergänzende Modelle, um die Konzepte vollumfänglich darzustellen und zu inszenieren.
Die Erarbeitung erfolgt zwingend in 2er oder 3er Teams.
Folgende Themenschwerpunkte werden im Projekt bearbeitet:
# Produktion und Produktionstechniken in der Glas- und Porzellanherstellung
# Servicegestaltung und Teile
# Glasgestaltung und Veredelung
# Systeme und Familien
# Geschmack und Geschmacksbildung
# (Fotografische) Inszenierung Nutzung
Auf Grund des Umfangs wird in diesem Entwurfsprojekt im Team gearbeitet!
Exkursionen:
Im Rahmen des Projektes wird es eine zweitägige Exkursionen am 4.–5.Oktober (Mittwoch und Donnerstag) in der Einführungswoche nach München geben. Die Teilnahme ist verpflichtend.
Teilnahme an Fachsymposium:
Glas und die Moderne 20.-21.10.2023
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Begleitende Workshops:
Intensivwoche I (23.–27.Oktober) wird für einen Workshop genutzt
Umsetzung:
Die Umsetzung der Entwürfe in Porzellan und mögliches Material X erfolgt in den Werkstätten der Studienrichtung und Burg. Für die Prototypen in Glas werden wir für mehrere Tage in einer externe Glashütte arbeiten.
Glaswoche: SW 12 // 8.–12. Januar 2024 (Intensivwoche II)