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Aktuell sind so viele Menschen auf der Flucht und Migration wie noch nie zuvor. Zeitgleich entstehen neue Formen von Grenzpolitik und Überwachungs-Strategien. Die Europäische Union ist zugleich Ort der Hoffnung und Zuflucht als auch Festung und restriktiver Akteur. Wie gehen wir mit dem Widerspruch eines offenen und auf universellen Menschenrechten basierenden Selbstverständnis und dem zeitgleichen Ausbau von Abschottungs- und Polizeimaßnahmen um?

Die Studiengruppe Informationsdesign führt die im aktuellen Semester laufende Auseinandersetzung mit aktuellen Migrationsbewegungen, deren Ursachen und Folgen im kommenden Sommersemester fort. Die Teilnahme am vorherigen Semester ist nicht Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Semester!

Im zweiten Teil des Projekts wollen wir nun die Praxis der Push Backs zum Ausgang nehmen und uns mit aktuellen Formen von Grenzpolitik auseinandersetzen. Einerseits wird der institutionelle Anspruch nach gerechten Asylverfahren von Stellvertreter*innen der EU laut gemacht, auf der anderen Seiten findet die Praxis der Push Backs zur Verhinderung zustehender Asylpraxen weitläufig und offenkundig Anwendung. Im Austausch mit den Jurist*innen von ECCHR (European Center for Constitutional and Human Rights) wollen wir konkrete Einzelfälle aus der Realität zum Ausgang einer systemischen Betrachtung der Zusammenhänge von Grenze und Recht nehmen.

Was sind Push Backs? Wo und unter welchen Umständen finden sie statt? Wie werden sie rechtlich und medial kommuniziert und besprochen? Und wie sind die Zusammenhänge darstellbar? Welche Rolle spielt hierbei der Einsatz von Social Media in der Produktion von Beweisen? In welcher Form und auf welcher Basis werden Verstöße gegen die Menschenrechte europäischer Akteure rechtlich untersucht? Welche Potenziale haben hierbei visuelle Darstellungen? Welche institutionellen Autoritäten agieren in diesem Feld und mit welcher Legitimation? Und hier: Wie kann Kommunikationsdesign auf Basis abgeschlossener Verfahren und Prozesse laufende reale Themenfelder unterstützen und eigene Beiträge formulieren und thematisieren? Wie können, Film, Sprache, Grafik und Diagrammatik zu inhaltlichen Argumentationen kombiniert werden? Wie verändert sich die Medialität einer Aussage abhängig von dem Forum in der sie ausgesprochen wird (Gericht, Politik, Öffentlichkeit, Fachdiskurs etc.)?

Weiterhin interessieren uns folgende Fragen: Wie migrieren Menschen aktuell? Welche Wege nehmen sie? Welche Rolle spielen Medien, Kommunikationskanäle, Karten und Bilder? Welche Versprechen treiben migrierende Menschen an? Welche politischen und gesellschaftlichen Subsysteme entwickeln sich aufbauend auf den aktuellen Migrationsbewegungen? Wie kann Kommunikationsdesign genutzt werden um spezifische Formen der Migration sichtbar zu machen? Und welche Rolle spielt die nicht-Sichtbarkeit von Migrationsbewegungen? Welche gesamtgesellschaftlichen Diskurse kann Kommunikationsdesign mitentwickeln um Missstände sichtbar und diskutierfähig zu machen? Von welchen Strategien aus Design und Kunst können wir lernen und können wir eigene visuelle Formen entwickeln, die sich in diesem Themenfeld positionieren und einen Beitrag leisten?

Arbeitsweise

  • ECCHR wird uns einen Einblick in ihre Arbeitsweise und in aktuelle Push Back-Fälle bieten. Ziel ist in komprimierter Form das inhaltliche Grundwissen zu erlangen, das für die Arbeit in diesem Themenfeld notwendig ist.
  • Konkrete Aufgaben- und Fragestellungen werden von den Studierenden im Austausch untereinander und mit inhaltlicher Unterstützung des ECCHR entwickelt.
  • In der Auftaktwoche, wie auch in regelmäßigen gemeinsamen Austausch- und Input-Formaten, diskutieren wir in großer Runde Beobachtungen, Rückfragen, Ideen, Mißverständnisse und Projektansätze.
  • Wir arbeiten wieder in Gruppen, weil uns nicht nur der Austausch, sondern das produktive gemeinsame entwickeln entlang der gemeinsamen Fragestellung interessiert.
  • Im Rahmen von Workshop-Formaten setzen wir uns mit der Produktion von Bildern auseinander. Dies unmfasst infografische Darstellungen und die Rolle von Sprache, Text, Raum und Szenografie sowie die Potenziale von Bewegtbild und Narration.
  • Wir sind dabei explizit medial nicht eingeschränkt sondern agieren nach inhaltlichem Bedarf. Räumliche Interventionen, Ausstellungen sind dabei ebenso möglich wie Grafik, Film und digitale Ansätze.
  • Die offene und bereichsübergreifende Seminarreihe aus dem vergangenen Semester wird fortgeführt und widmet sich thematisch der Frage nach Menschenrechten und deren Vermittlung aus der Perspektive von Design, Kunst, Performance, Theater und Theorie. Hierzu sind verschiedene Gäste für Inputs eingeladen.
  • Das im aktuellen Semester durchgeführte Workshop-Format der MA-Studierenden wird mit neuem Fokus ebenfalls wieder durchgeführt

Voraussetzungen
Bereitschaft für eine ernsthafte, kontinuierliche und intensive Auseinandersetzung mit den Themen und mit unseren Gesprächspartnern wird vorausgesetzt. Im Laufe des Semesters setzen wir uns auch mit der eigenen Arbeitsmethodik und den Arbeitswerkzeugen auseinander und entwickeln unsere eigenen Tools. Das Projekt richtet sich an Studierende aus dem Hauptstudium im Kommunikationsdesign, steht aber nach Rücksprache auch offen für interessierte Studierende anderer Studiengänge.

Dem allen liegt ein Verständnis von Design als interdisziplinäre Tätigkeit zugrunde, die ihren eigenen Beitrag aus der engen Auseinandersetzung und der Zusammenarbeit mit Anderen entwickelt und Kommunikationsdesign als Praxis versteht, die nicht im Beschreiben verhaftet bleibt, sondern sich positioniert, vorschlägt, entwirft und produktiv beiträgt.

Wichtig
Studierende, die im vergangenen Semester nicht am Schwerpunktprojekt im Informationsdesign teilgenommen haben sind ausdrücklich eingeladen sich zu beteiligen. Die Teilnahme am vorangegangen Semester ist NICHT Voraussetzung für die Teilnahme am anstehenden Semesterprojekt. Alle können auf den Erfahrungen aus dem Vorsemester aufbauen und ihre Entwürfe mit Partnern aus realpolitischen Kontexten abgleichen, weiterentwickeln und einsetzen.