Im Juli 2020 hat der Bundestag mit Zustimmung des Bundesrates das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen” beschlossen: Im Zuge des Ausstiegs aus dem Abbau und der Verstromung von Braunkohle werden bis 2038 Finanzhilfen unter anderem in das Mitteldeutsche Revier Sachsen- Anhalt fließen. Diese sollen nach einem ökonomischen, ökologischen und sozialen Verständnis eine nachhaltige Entwicklung fördern.
Im SoSe 2021 haben die Studienschwerpunkte Fotografie und Informationsdesign diesen Beschluss zum Anlass genommen, sich mit den Folgen von Extraktivismus, Klima- und Strukturwandel für die Landschaft und die Bewohner*innen der Region zu beschäftigen. Im Schwerpunkt Fotografie möchten wir diese Auseinandersetzung im WiSe 2021/22 fortführen, denn das Themenfeld und die Region lassen unzählige Anknüpfungspunkte zu, die wir weiter ausschöpfen wollen.
Es wird uns darum gehen, Begegnungen mit Menschen und Orten herzustellen und eigene Fragestellungen und Sichtweisen zu den ländlichen Räumen und urbanen Zentren der Region zu entwickeln. Wir werden uns auch mit den historischen und gegenwärtigen Bildsprachen und Sprachbildern beschäftigen, die die Region aus einer wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Perspektive denken und mitgestalten. Wir stellen uns die Frage, ob und wie Faktoren wie Bedürfnis, Vision, Verordnung, Traum und Enttäuschung die Bildproduktion im regionalen Kontext gestern beeinflußt haben und heute beeinflussen. Für unsere Arbeit ist weniger entscheidend, ob bestehendes Bildmaterial beispielsweise aus Archiven gesichtet wird oder fotografische Beobachtungen oder Interpretationen entstehen. Wir werden vorrangig mit fotografischen Bildern, Bewegtbild und Text arbeiten.
Im Gespräch mit Gästen aus den Bereichen zeitgenössischer Fotografie, Bewegtbild und Interview/Text lernen wir Positionen und Methoden kennen, die unsere Arbeitsweisen bereichern. Zur Einführung steht ein Reader zur Verfügung.
Die Möglichkeit, sich mit dem Gestern, Heute und Morgen der Region Mitteldeutsches Revier zu befassen, betrachten wir als wertvolle Bereicherung, schlußendlich auch im Bezug auf Fragen, die unseren eigenen Lebensraum betreffen können. Der Titel des Projektes gilt dabei als Herausforderung, das Thema Strukturwandel in zwei Richtungen zu denken. Nach den Regeln der Normalität: Sich an die Regeln halten und diese Normalität erzeugen. Oder: Was wird Normalität sein, wenn die bisherigen Regeln nicht mehr gelten können?
Das Projekt findet weiterhin in Kooperation mit der Stabsstelle Strukturwandel der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt statt.
Den inhaltlichen Auftakt bildet eine gemeinsame Exkursion ins Mansfelder Land mit der Stabsstelle Strukturwandel Mitteldeutsches Revier Sachsen-Anhalt und Daniel Herrmann, Werkleitz Gesellschaft e.V. am 8.10.
Zum Jahresende erscheint eine Publikation, die die Arbeit der beiden Semester reflektiert. Die Beteiligung an der Redaktion ist freiwillig und wird von einem kleinen Team während des Semesters geführt. Das erste Redaktionstreffen findet in der Einführungswoche statt.