SEMINAR (Philosophie) / Prof. Dr. Mirjam Schaub
ZEIT: Mittwochs (in Normalwochen), 8:15–9:45 Uhr
ORT: digitale Lehre
Beginn: 14. Oktober 2020

Für alle Studierenden der Kunst, der Kunstpädagogik sowie Kunst (Lehramt); sowie für Studierende des Masters Kunstwissenschaften (Modul: 2: Theorien & Diskurse); fakultativ auch für die Design Studies (MA).

 

Anmeldungen über Anne-Christin Bielig: ed.ellah-grub@7885ts

https://box.burg-halle.de/apps/files/?dir=/Navid%20Kermani&fileid=843435

 

 

Wie blickt ein Muslim auf das Christentum, was sieht er, was sonst verstellt bleibt? Navid Kermani nähert sich dem Christentum so beharrlich wie behutsam über dessen Bildwelten, über Gemälde von El Greco, Rembrandt, Caravaggio. In spiegelbildlicher Ergänzung zu seinem Standardwerk über den sprachlichen Zauber des Koran, ist auch hier der Zugang ein ästhetischer, getragen von der sinnlichen Form- und Farbensprache der Gemälde. Dabei interessiert sich Kermani aus dem Blickwinkel des mystischen Sufitums besonderes für die Darstellung der religiösen Exstase, etwa bei Botticelli und Bernini. Kermani begeistert sich für katholische Riten und Lebenspraktiken, sucht die Erotik in Heiligenbildern, forscht nach piktoralen Spielarten christlicher Fundamentalkonzepte wie Dreifaltigkeit oder der Rede vom Gottessohn. Es ist ein persönliches Buch geworden, das mindestens ebenso vom Sufismus wie vom Christentum handelt. Letztere ist für Kermani „eine Religion voller Opfer und Klage, Liebe und Wunder, unvernünftig und abgründig, zutiefst menschlich und göttlich: ein Christentum, von dem Christen in dieser Ernsthaftigkeit, Kühnheit und auch Begeisterung nur noch selten sprechen.


Es ist ein Wagnis: Offenen Herzens, mit einer geradezu kindlichen Neugier, aber auch mit all seinen eingestandenen Zweifeln versenkt sich Navid Kermani in die christliche Bildwelt. Und es wird zum Geschenk: Denn seine berückend geschriebenen Meditationen geben dem Christentum den Schrecken und die Schönheit zurück. Kermani hadert mit dem Kreuz, verliebt sich in den Blick der Maria, erlebt die orthodoxe Messe und ermißt die Größe des heiligen Franziskus. Er lehrt uns, in den Bildern alter Meister wie Botticelli, Caravaggio oder Rembrandt auch die Fragen unserer heutigen Existenz zu erkennen – ohne kunsthistorische oder theologische Attitüden, dafür mit klarem Blick für die wesentlichen Details und die untergründigen Bezüge auch zu entfernt scheinenden Welten […]. Seine poetische Schule des Sehens macht süchtig: süchtig nach diesem speziellen Blick auf das Christentum, süchtig überhaupt nach großartiger Kunst und sehnsüchtig danach, selbst so sehen zu können. Die Islamisierung des Abendlandes – sie findet hier statt, und sie ist wunderbar.“ (http://relaunch.navidkermani.de/unglaeubiges-staunen-ueber-das-christentum/.

 

Im Seminar soll das Buch gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Der Zugang zu beiden Religionen in ihrer bildpolitischen und kulturellen Wirksamkeit ist ein philosophischer. Das Seminar nimmt damit Themen der Ringvorlesung über „Das Ende der Welt. Vom Sinn apokalyptischer Narrative“ wieder auf. Ihr Besuch ist keine Voraussetzung, aber vielleicht eine Anregung zum Nachhören unter:

https://box.burg-halle.de/s/qJrFSB49HKWcX6B

 

Buch zur Anschaffung:

Navid Kermani: Ungläubiges Staunen. Über das Christentum. München: C.H. Beck 2016, 302 S., Abb., gb., € 24,95; ISBN 978-3-406-68337-4

 

Name des/der Lehrenden / Name of Teacher
Prof. Dr. Mirjam Schaub


Veranstaltungsart und -methodik / Teaching and working methods 
Seminar

 

Verwendbarkeit / Applicability
Kunst: Fachwissenschaft Philosophie/Ästhetik

Kunst (Lehramt): Philosophie (WK-PhG)

Kunstpädagogik (Diplom): Philosophie

MA Kunstwissenschaften: Modul 2 Theorien und Diskurse

 

Lernziel, Qualifikationsziele / Objectives, Learning Outcome

  • Erarbeitung theoretischer und diskursiver Zugänge zu historischem Wissen

  • Einbindung disziplinärer und transdisziplinärer Theorien zum tieferen Verständnis der jeweiligen Fachdisziplinen

  • Fähigkeit, das kulturelle, gesellschaftliche und politische Diskursfeld, in dem sich die Inhalte bewegen, zu reflektieren

  • Bildung eigener Schwerpunkte und Forschungsansätze auf der Basis der Vernetzung, Reflexion und Pointierung des Themenspektrums

 

Beurteilung / Assessment
Studierende Kunst: Teilnahmeschein (unbenotet), Leistungsschein (Kurzreferat und benotete Hausarbeit);

Studierende Kunst (Lehramt): Teilmodulleistung (unbenotete Präsentation) oder/und Modulprüfung (Präsentation und benotete schriftliche Hausarbeit);

Studierende der Kunstpädagogik (Diplom): Teilnahmeschein (unbenotete Präsentation) oder Leistungsschein (benotete Hausarbeit);

Studierende Master Kunstwissenschaften: Teilmodulleistung (unbenotete Präsentation) oder Modulprüfung (Präsentation plus benotete schriftliche Hausarbeit)

 

Zugangsvoraussetzung / Prerequisites
keine

 

Umfang in SWS / Semester periods per week

2

Zeit:

Mittwochs, 8:15-9:45 Uhr
Beginn: 14. Oktober 2020

Ort: digital