Anna Zett
Designtheorie
Aufbau- (BA) und Vertiefungsmodul (MA)
Kompaktwochenangebot | 6. SW
Derzeit ist das Unkontrollierbare allgegenwärtig: in Medizin, Politik, Ökonomie, Geologie, Kultur und Alltag. Wie lassen sich all die neuen Erfahrungen und Strukturen, die die pandemische Krise hervorbringt, ins Studium integrieren und vice versa? Im Zusammenhang mit dem diesjährigen Fokus auf das Industriegebiet Bitterfeld-Wolfen beschäftigen wir uns mit dem Unkontrollierbaren als Anlass industrieller und gesellschaftlicher Gestaltung. Das Unkontrollierbare erscheint dabei häufig als gestaltloser Gegner, der mit Bauwerken eingefangen oder abgewehrt werden soll – etwa wenn in Greppin eine unterirdische Mauer gebaut wird, um die Fließbewegung von kontaminiertem Grundwasser zu stoppen. Aber unkontrollierbar ist auch das Gestalten selbst – etwa wenn die Sanierung von Deponien darauf ausgelegt ist, dass die jeweiligen Anlagen bis in die in Ewigkeit betrieben und gepflegt werden. Anhand konkreter Begegnungen vor Ort stellen wir sowohl praktische als auch theoretische Fragen zur Ökologie der Gestaltung, interessiert an einer möglichst lebendigen Beziehung zur nicht-menschlichen Umwelt.
Anna Zett ist eine Berliner Künstlerin, Filmemacherin, Autorin. Ihre Praxis verbindet historische Recherche und poetische Form mit einer spielerischen, dialogischen Herangehensweise. Dabei entstehen vielschichtige Narrative in den Medien Film, Text, Hörspiel, Performance, Installation und Gruppenformat. Parallel zur ihrem theoretischem Studium (M.A. Humboldt Universität Berlin) begann sie Filme zu machen und publizierte 2014 zwei Videoarbeiten die international gezeigt wurden. Seitdem entwickelt sie Performances und partizipative Formate zur Improvisation mit Narrativ, Stimme und Bewegung. Mit diesen Mitteln entstanden auch ihre zwei experimentellen Hörspiele (BR 2017, DLF 2015). Die Begegnung mit historischen Machtverhältnissen und Traumata – und infolgedessen miteinander – ist ein wiederkehrendes Thema in ihrer Arbeit, zuletzt mit Fokus auf das physische und emotionale Erbe der DDR. Aus einer künstlerischen Recherche zur DDR-Umweltbewegung entstand ihr 2018-19 die Werkreihe Deponie, u.a. gefilmt in Bitterfeld. Seit 2020 steht das Langzeitprojekt ‚Resonanz‘ im Vordergrund ihrer Arbeit. In Zusammenarbeit mit dem Choreographen Hermann Heisig entwickelt sie ein Format der Gruppenimprovisation zur gemeinsamen Reimagination und Verarbeitung von DDR-Geschichte. Auch in ihrem erstem Buch Artificial Gut Feeling (Divided Publishing, 2019) adressiert Anna Zett post-sozialistische Gefühlswelten.