Weil ihm „auf Erden nicht zu helfen war“ schied an einem Novembernachmittag des Jahres 1811 der junge 34-jährige Dichter Heinrich von Kleist am Berliner Wannsee freiwillig aus dem Leben. Zum Zeitpunkt des inszenierten, mit Mythos aufgeladenen Selbstmordes, wußte die Welt, wußte das literarische Deutschland, wußte selbst seine engere und engste Umgebung so gut wie nichts vom Genie des Dichters, dessen Werk Heinrich Heine später als „gleichsam vom Genius der Poesie selbst geschrieben“ bezeichnete. Ein Werk, versehen mit dem Slogan „Verwirrung des Gefühls“, das so gänzlich außerhalb aller literarischen Traditionen und Konventionen, klassischer als auch romantischer, zu stehen scheint. In der Ahnengalerie der deutschen Literatur findet sich keiner, der echtere Poesie in sich trug und keiner hinterließ der Nachwelt durch sein Werk, wie durch sein ganzes Wesen, solch ein halb nur gelöstes, nie vollkommen lösbares, aufreizendes Rätsel. Denn Kleist hielt die Sicherheit und Untrüglichkeit des Gefühls für das einzig Verlässliche in einer als undurchschaubar, verworren und bedrohlich empfundenen Welt.

In Kooperation mit dem Kleist-Museum wird eine 48-seitige, farbige und viersprachige Graphic Novel über das Leben und Sterben des deutschen Ausnahmedichters Heinrich von Kleist entstehen und in der Hochschuldruckerei produziert werden. Zielgruppe der Graphic Novel Publikation sind Jugendliche (im Alter von 10 bis 13 Jahren) und Erwachsene, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben. In der inhaltlich wissenschaftlichen Recherche wird das Projekt von den LiteraturwissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen des Museums unterstützt. Die finale grafische Ausarbeitung der Graphic Novel wird finanziell angemessen vergütet. 

Des Weiteren wird in der formalen und kulturellen Auseinandersetzung die Geschichte des Comics mit Fokus auf den Einfluss von Frauen auf dieses Medium untersucht. Welche künstlerischen Positionen von Comic-Zeichnerinnen gibt es innerhalb des historisch männlich dominierten Mediums? So wird es Vorträge, Workshops und Interviews, vorwiegend mit den aktuell wichtigsten nationalen und internationalen Comic-Zeichnerinnen, geben. 

Die Anzahl der TeilnehmerInnen ist begrenzt.

Literaturliste (verpflichtend)

Heinrich von Kleist: 
»Michael Kohlhaas«  
»Die Marquise von O.« 
»Das Erdbeben in Chili«

Scott McCloud: 
»Comics richtig lesen«, Carlsen

Kooperationspartner

www.kleist-museum.de


Gefördert im Programm
»360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft«
der Kulturstiftung des Bundes.