Ausgehend von aktuellen Debatten über Identitätspolitiken und digitale Bildkulturen soll im Seminar gefragt werden, was Fotografie im 21. Jahrhundert ist. Klassische Texte der Fototheorie von Walter Benjamin, Roland Barthes und Susan Sontag sollen zunächst als Grundlage für Analysen erarbeitet und auf ihre Aktualität hin befragt werden. Als kunstgeschichtliches Seminar angelegt, wird die ikonografische Methode für eine Annäherung an fotografische Bilder fruchtbar gemacht. Wir wollen uns schwerpunktmäßig auf fotografische Positionen der Gegenwartskunst konzentrieren und Themen wie Image Ecology, posthumane Fotografie und Queer Photography näher beleuchten. Gleichzeitig werden aber immer wieder auch Bilder aus der Fotografiegeschichte zum Vergleich herangezogen. Um das Medium in seiner Bandbreite zu erfassen, ist unumgänglich, die porösen Grenzen zwischen Kunst und anderen Bereichen wie Wissenschaft, Politik und Populärkultur zu diskutieren. Am Beispiel der Found Photography lassen sich außerdem die Überlagerungen von Fotografie als Kunst, Dokumentation und privater Erinnerung untersuchen. Mit Blick auf soziale Medien scheint sich eine Unterscheidung des fotografischen Bildes in einzelne Bereiche schließlich völlig aufzulösen. Aber können Bilder auf Instagram tatsächlich zugleich Kunst, Werbung, privater Schnappschuss und politischer Aktivismus sein?
Geplante Exkursionen:
Valie Export, Retrospektive, C/O Berlin; Fotosammlung Archiv Kunstmuseum Moritzburg Halle; Claudia Andujar, THE END OF THE WORLD, Deichtorhallen Hamburg
Einführende Literatur:
Barthes, Roland: Die helle Kammer. Bemerkungen zur Photographie, Frankfurt am Main 2014 (Paris 1980).
Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Drei Studien zur Kunstsoziologie, Frankfurt am Main 1963.
Rubinstein, Daniel: Fotografie nach der Philosophie, Berlin 2020.
Schankweiler, Kerstin: Bildproteste. Digitale Bildkulturen, Berlin 2019.
Sontag, Susan: Über Fotografie, München 1980.
Lernziel, Qualifikationsziele / Objectives, Learning Outcome
- Einführung in kunstwissenschaftliche Methoden und Epochen
- Anwendung methodischen Vorgehens
- Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens
- Erschließen von einschlägigen Texten
- Reflexion des eigenen Analyseansatzes