Wie lässt sich angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit, in Verbindung mit der „großen Beschleunigung“ seit den 1950er Jahren, Zukunft denken? Welche positiven Szenarien lassen sich vorstellen und entwicklen? Erinnerungskulturen waren und sind immer wieder unser Thema. Aber wie wäre es, wenn wir unsere Gegenwart nicht nur in Bezug auf die Vergangenheit, aus der der Funke der Hoffnung und der Erkenntnis zu schlagen ist (Walter Benjamin), betrachten würden, sondern als Vorwegnahme einer Zukunft? Und: Kann es überhaupt „eine“ Zukunft geben? Welche Zukünfte lassen sich erschließen? Wie könnten wir, wenn wir uns diese Zukünfte vorstellen, daraus Möglichkeiten und Handlungsweisen für unsere Gegenwart ableiten?

In Absetzung von einem negativen kritischen Denken werden wir im Seminar die Argumente für eine affirmative Weltbegegnung (Rosi Braidotti) und ein Denken des „Werdens“ oder des „Fluiden“ diskutieren. Wir werden uns mit dem Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“, mit „konkreten Utopien“ (Ernst Bloch) und Science Fiction beschäftigen. Wir werden die Szenarien befragen, die Ökofeminismus, Messianismus oder Afrofuturismus entwerfen. Zu besprechen wäre, welche Optionen „Pre-enactment“ (Yael Bartana, Dana Yahalomi) und das „kritische Fabulieren“ (Saidiya Hartman) vorstellen. Wir könnten erörtern, welche praxisorientierten Vorgehensweisen Konzepte des „Repair“ oder des “indigenen Wissens“ anbieten. Es ließen sich symbiotische oder animistische Handlungsräume ausloten und damit zusammenhängend, ob wir, auf die Zukunft hin orientiert, eher von einem Symbiozän als vom Anthropozän sprechen sollten.

Leitend wird für das Seminar sein, wie die Künste mit der Antizipation von Zukunft umgehen. Liegt eine futuristische Option im experimentellen bildnerischen Denken, ein Möglichkeitsraum in der Fiktion, der Phantasie, der optimistischen Spekulation?

Zu Beginn des Seminars werden wir festlegen, worauf wir die Schwerpunkte setzen wollen. Neben den Diskussionen im Seminar werden wir uns Filme und Ausstellungen ansehen.

Im Sommersemester 2024 soll die Diskussion weitergeführt werden - mit Schwerpunkten auf der jüngst veränderten Wahrnehmung eines Universalismus und auf Transformationsprozessen, auf „Urban Mining“ ect. Es ist nicht zwingend, die Lehrveranstaltung in beiden Semestern zu belegen – die Seminare können auch unabhängig voneinander besucht werden.

 

Einführende Literatur:

Braidotti, Rosi: Politik der Affirmation. Berlin 2018.

Fetisch Zukunft. Utopien der dritten Dimension. Kat. Zeppelin Museum Friedrichshafen. Friedrichshafen 2022.

Kimmerer, Robin Wall: Die Grammatik der Lebendigkeit. Hiddensee 2023.

Schölderle, Thomas: Geschichte der Utopie. Wien, Köln, Weimar 2012.

 

Name des/der Lehrenden / Name of Teacher

Prof. Dr. Nike Bätzner

Veranstaltungsart und -methodik / Teaching and working methods

Seminar

Verwendbarkeit / Applicability
Kunstgeschichte (Diplom Kunst); Kunstgeschichte I oder II (Lehramt); MA Kunstwissenschaften: Modul 1 (Methoden), Modul 2 (Theorien und Diskurse), Modul 3 (reflexive Praktiken) sowie projektbegleitend

Lernziele, Qualifikationsziele / Objectives,  Learning Outcome

  • fundiertes und vertieftes Verständnis von wissenschaftlichen Methoden der Kunst- und Kulturwissenschaften

  • Verständnis für disziplinäre und transdisziplinäre Theorien

  • Erweiterung des eigenen methodischen Spektrums

  • Einblick in die historische Entwicklung von Analysemodellen

  • Reflexion eines kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Diskursfeldes

  • Entwicklung eigener Forschungsansätze auf der Basis der Vernetzung, Reflexion und Pointierung des Themenspektrums

Beurteilung / Assessment

Teilnahme (T), Hausarbeit (H), mündliche Prüfung für Lehramt, Kunstgeschichte II

Zugangsvoraussetzung / Prerequisites

keine

Umfang in SWS / Semester periods per week

4 (auch Belegung mit 2 SWS möglich)