22. November 2018 um 16 Uhr / Oleariusstraße 09, Halle (Saale) / Der Vortrag findet im Rahmen der Lehrveranstaltung "Kollaborationen" (Prof. Stella Geppert, Magdalena Rude) satt / Gäste sind herzlich willkommen
Im Kontext gegenwärtiger soziopolitischer und ökonomischer Entwicklungen birgt künstlerisches Arbeiten im Sinne einer kollaborativen Praxis spezifische Herausforderungen, Potentiale und Schwierigkeiten. Es stellt sich die Frage, inwiefern Modi des gemeinsamen Arbeitens heute widerständige Praktiken darstellen, die das neoliberale Modell der Ich-AG und des selbstbezogenen Karrieredenkens bzw. der egotistischen Künstlerpersönlichkeit unterlaufen können – auch indem sie kollektive Ressourcennutzung und künstlerische Forschung ermöglichen.
Wurden die künstlerischen Kollektive der 60er und 70er Jahre noch durch große gesellschaftspolitische Utopien zusammengehalten, so finden künstlerische Kollaborationen heute meist in fragilen, temporären Projekten und in flexiblen Konstellationen statt, die sich nicht über die Projektion einer bestimmten Zukunft definieren und meist keine »kollektive« politische Intention repräsentieren. Spannend sind vor allem Projekte, in denen die Heterogenität der Involvierten nicht verleugnet oder ignoriert, sondern als Chance begriffen wird: unkonventionelle Begegnungen und der Entwurf neuer Arbeits- und Präsentationsformen werden ermöglicht.
Mariella Greil arbeitet im Feld von Tanz, Choreografie und künstlerischer Forschung. 2014-17 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Als Key researcher im Forschungsprojekt Choreographic Figures: Deviations from the Line untersuchte sie jene Formen des thinking-in-action, die der kollaborative Austausch generiert. Sie ist aktiv in der KünstlerInnen-Initiative "Sweet and Tender Collaborations" und hat gemeinsam mit Martina Ruhsam (Uni Giessen) eine Vortragsreihe zum Thema Kollaboration in England gehalten. Ihre Kollaborationen sind oftmals an der Schnittstelle von Theorie und Praxis angesiedelt.
+Olearius wird seit 2014 mit freundlicher Unterstützung der Halleschen Wohnungsgesellschaft mbH (HWG) gefördert.