Who speaks, who listens, and why?
bell hooks, Teaching to Transgress, p. 40
(please scroll down for English version)
Haben wir verlernt, miteinander zu sprechen und anderen zuzuhören? Was tun, um verhärtete Fronten aufzubrechen, so dass wir wieder miteinander ins Gespräch kommen können? Ist ein offener Dialog in diesen Zeiten überhaupt noch möglich?
In Anbetracht dieser dringlichen Fragen werden wir uns im kommenden Semester in unserem Schwerpunkt mit allen Aspekten des Dialogs beschäftigen.
Der Ursprung des Begriffs Dialog liegt im Altgriechischen »dialogos«, wörtlich übersetzt als dia »durch« und logos »Wort«. In seiner ursprünglichen Form definiert der Dialog also das »Zwischen-den-Worten-sein«, also sowohl den Austausch der Worte als auch die Leerstellen zwischen den Worten und ist eng verbunden mit der gemeinsamen Suche nach Sinn und Erkenntnis.
Dialog und Austausch sind Grundbestandteile unserer sprachlichen Interaktionen und unserer zwischenmenschlichen Kommunikation. Dabei eröffnet der Dialog den Zugang zu einem breiten Spektrum möglicher Beziehungen: Im Dialog begegnen Menschen einander, denken gemeinsam nach und suchen gemeinschaftlich nach Fragen und Antworten und lernen so voneinander. Im Dialog beziehen wir ausgehend Position, werden uns dieser bewusst und artikulieren sie. Nicht gegeneinander, sondern vielmehr miteinander, als eine Position des Selbst, das in und mit der Welt in Beziehungen steht.
Eine grundlegende Voraussetzung für einen guten Dialog ist laut David Bohm eine Haltung der Offenheit und achtsamen Wahrnehmung ohne vorschnelle Bewertungen. Im Dialog soll der Fokus auf der aufmerksamen Beobachtung und dem Austausch darüber liegen, was sich in der Gruppe und im eigenen Inneren abspielt, wenn Meinungen geäußert und Ansichten geteilt werden. Genau diese Einstellung ermöglicht es, die eigenen Überzeugungen objektiv zu betrachten und in Frage zu stellen, anstatt sie reflexartig zu verteidigen. Ein echter Dialog bietet also einen Raum für neue Perspektiven und Denkweisen, die zu nachhaltigen Veränderungen im Handeln führen können.
Der Dialog wirft nicht nur Fragen nach seinem Ort, sondern auch nach seiner Gestaltung auf: Wie treten wir miteinander ins Gespräch? Wie führen wir einen echten Dialog und welche Fertigkeiten und Werkzeuge befähigen uns überhaupt dazu? Aus welcher Position heraus sprechen wir und wie positionieren wir uns? Wie beeinflussen Machtverhältnisse das Sprechen miteinander und können sie im Dialog überhaupt überwunden werden? Welche Absprachen zwischen den Sprechenden sind dafür notwendig? Lassen sich Widersprüche und Ambivalenzen verhandeln und auch aushalten? Und wenn ja, wie können solche Dialoge angemessen moderiert werden? An welchen Orten und in welchen Räumen finden Dialoge statt und welches Setting bedarf es für offene Dialoge? Und, welche Rahmenbedingungen und Voraussetzungen können wir schaffen, um neue, andersartige Dialoge zu führen?
Wir werden in diesem Sommersemester zu verschiedensten Themen Dialoge führen, Dialog-Methoden und -Szenarien betrachten, typografische Übersetzungen von Dialogen ausloten und dialogische Gestaltungsprozesse in der Typografie und der Schriftgestaltung untersuchen.
Dabei werden wir sowohl in der Lehre als auch in einzelnen Projekten neue Formate des Dialogs entwickeln und gemeinsam gestalten. Wir beschäftigen uns zudem mit dem Interview als Rechercheform, studieren das Aufnehmen, Protokollieren, oder Re-/Transkribieren sowie das Zusammenfassen, Moderieren und Fazit ziehen. Gleichzeitig führen wir informelle Gespräche und suchen den Erfahrungsaustausch mit Alumnis des Studiengangs.
Grundsätzlich betrachten wir den Dialog sowohl als kreativen als auch politischen Prozess, der nicht allein zwischen den Worten existiert, sondern darüber hinausgeht und Brücken zwischen Personen und Gruppen aufspannen und Verbindungen innerhalb eines Netzwerks in Bewegung halten kann.
Details und verbindliche Semestertermine
- im Sinne des Dialogs können alle Projekte in Teamarbeit entwickelt werden
- Introworkshop: 25. bis 28. März (Einführungswoche)
- jeden Montag, 14:30 bis 18/19 Uhr findet unser Schwerpunktprogramm statt
- jeden Dienstag (10 bis 18 Uhr) und Mittwoch (nach Vereinbarung) werden Konsultationen angeboten, mögliche Programmpunkte folgen
- 15. bis 19. April (3. Semesterwoche) und 17. bis 21. Juni (12. Semesterwoche) sind Projektwochen, die ganzwöchentlich für die Schwerpunkte vorgesehen sind
- Exkursionen, Gastvorträge und Workshops sind geplant
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English version:
Speaking of dialogue
Who speaks, who listens, and why?
bell hooks, Teaching to Transgress, p. 40
Have we forgotten how to talk to each other and listen to others? What can we do to break down hardened fronts so that we can start talking to each other again? Is an open dialog even possible in these times?
In view of these urgent questions, we will be focusing on all aspects of dialog in the coming semester.
The origin of the term dialog lies in the ancient Greek “dialogos”, literally translated as dia “through” and logos “word”. In its original form, dialog thus defines the “being-between-words”, i.e. both the exchange of words and the spaces between words, and is closely linked to the common search for meaning and knowledge.
Dialogue and exchange are basic components of our linguistic interactions and our interpersonal communication. Dialogue opens up access to a broad spectrum of possible relationships: In dialogue, people meet each other, think together and collectively search for questions and answers and thus learn from each other. In dialogue, we take an initial position, become aware of it and articulate it. Not against each other, but rather with each other, as a position of the self that is in relationship in and with the world.
According to David Bohm, a fundamental prerequisite for good dialogue is an attitude of openness and attentive perception without rash judgments. In dialog, the focus should be on attentive observation and exchange about what is happening in the group and within oneself when opinions are expressed and views are shared. It is precisely this attitude that makes it possible to look at one's own convictions objectively and question them instead of reflexively defending them. Genuine dialog therefore offers a space for new perspectives and ways of thinking that can lead to lasting changes in action.
Dialogue not only raises questions about its place, but also about how it is shaped: How do we enter into conversation with each other? How do we conduct a real dialog and what skills and tools enable us to do so? From which position do we speak and how do we position ourselves? How do power relations influence the way we speak to each other and can they even be overcome in dialog? What agreements between the speakers are necessary for this? Can contradictions and ambivalences be negotiated and endured? And if so, how can such dialogues be appropriately moderated? In which places and in which spaces do dialogues take place and what kind of setting is required for open dialogues? And what framework conditions and prerequisites can we create in order to conduct new, different dialogs?
This summer semester, we will conduct dialogues on a wide range of topics, look at dialogue methods and scenarios, explore typographic translations of dialogues and examine dialogic design processes in typography and type design?
This summer semester, we will conduct dialogues on a wide range of topics, look at dialogue methods and scenarios, explore typographic translations of dialogues and examine dialogic design processes in typography and type design.
We will develop and jointly design new dialogue formats both in teaching and in individual projects. We will also look at the interview as a form of research, study recording, transcribing or re-transcribing as well as summarizing, moderating and drawing conclusions. At the same time, we hold informal discussions and seek to exchange experiences with alumni of the degree program.
Basically, we see dialogue as both a creative and political process that does not exist solely between words, but goes beyond them and can build bridges between people and groups and keep connections within a network in motion.
Details and binding semester dates
- In the spirit of dialog, all projects are developed in teamwork
- Intro workshop: March 25 to 28 (introductory week)
- Our focus program takes place every Monday from 14:30 to 18/19 hrs
- consultations are offered every Tuesday (10 am to 6 pm) and Wednesday (by appointment), possible program items follow
- April 15 to 19 (3rd week of the semester) and June 17 to 21 (12th week of the semester) are project weeks, which are scheduled every week for the focus areas