Der freie Gebrauch des Eigenen
Künstlerische Aussagen sind stets aufs Engste mit den persönlichen Wahrnehmungen, den individuellen Konstruktionen von Wirklichkeiten derjenigen verbunden, die sie treffen.
Das Bestreben „sich ein Bild von etwas zu machen“, die eigenen Betrachtungen, Beobachtungen und Gedanken in visuell erfahrbare Welten zu transformieren, in Bilder, Töne, Zeichensysteme zu übersetzen, begleitet uns beim Kunst machen und Kunst studieren. Neugier darauf, zu verstehen, warum wir etwas tun, und Begeisterung dafür, herauszufinden, wie wir es tun, – ernsthaft zu spielen – kann ein Leitfaden für das Studium sein.
Die Fachklasse für Zeitbasierte Künste ist ein Forschungsteam. Erzählerische und experimentelle Filme, Projektionen, Klänge, Zeit und Zeitwahrnehmung, gebaute und mediale Räume, Körper und Bewegung, Materielles und Immaterielles werden in Wort und Tat erkundet. Vor dem Hintergrund der eigenen Experimente und Reflexionen und auf der Basis der gemeinsamen Gespräche gilt es, den persönlichen Beweggründen und Wahrnehmungen auf die Spur zu kommen, gilt es Mittel und Möglichkeiten auszuprobieren, um die eigene künstlerische Aussage präzise zu formulieren.
Kunst studieren bedeutet Entdeckungen machen, Standpunkte suchen, Haltungen einnehmen (und auch wieder verwerfen), künstlerische Formen erproben und seine eigene Sprache finden.
Meine Rolle als Lehrende ist dabei die des Fragenstellers und des Spiegels, des Welteneröffners und des Ermutigers, des Beschleunigers und Katalysators. Ich verstehe mich als Dialogpartnerin meiner Studierenden, als Spieler-Trainerin sozusagen, die ihr Wissen und ihre Erfahrung den Studierenden zur Verfügung stellt, Angebote macht, den Weg des Studiums jedoch gemeinsam mit den Spielern entwickelt, die jeden einzelnen Studierenden auf seinen selbst gewählten Pfaden, und seien sie noch so unübersichtlich, verschlungen und unentdeckt, begleitet.
Im Fachgebiet für Zeitbasierte Künste besteht neben der Fachklasse ein Bereich, der Studierenden aller Fachklassen offen steht. So kommen in den Seminaren Studierende mit unterschiedlichsten Schwerpunkten und Kompetenzen zusammen, Personen und künstlerische Haltungen treten in einen Dialog.
Prof. Michaela Schweiger