Nick Reimer
zur Person:
Nick Reimer gründete während der politischen Wende 1989/1990 in Freiberg (Sachsen) die erste überregionale Umweltzeitschrift der DDR, ÖkoStroika. Nach Abschluss eines Studiums der Brennstoff- und Umweltverfahrenstechnik volontierte er 1993 bei der Berliner Zeitung. Von 2000 bis 2011 war er Wirtschaftsredakteur der taz und zuständig für Klima und Energie. 2008 gründete Nick Reimer mit Toralf Staud das Webportal klimaretter.info, für das sie 2008 den UmweltMedienpreis in der Kategorie Neue Medien erhielten.
In seinem jüngsten Buch Schlusskonferenz vertritt Reimer die These, die Klimakonferenz in Paris entscheide über die Eignung der Demokratie zur Lösung globaler Probleme. Seit 2014 hat er einen Lehrauftrag für Nachhaltigkeit und Journalismus an der Universität Lüneburg.
zum Vortrag: „Die Geschichte des deutschen Klimaziels“
Die alte Bundesrepublik beschloss 1990, ihren Ausstoß bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent unter das Niveau von 1987 zu senken. Und es folgten immer neue Ankündigungen, (die jüngste nun bis 2030), aber nie Politik. Ich werde aus dieser Farce ableiten, warum Klimaschutz so schwer ist. Denn offensichtlich stimmt etwas mit dem Design der Energiewende nicht.
the power of...
where design meets solar energy – Ein Symposium über die Potentiale und Hürden der Solarenergie am 14. Oktober 2019 um 17 Uhr in der Villa 103/104
Das Thema der Energiegewinnung rückt im Jahr 2019 spürbar in den Fokus. Wissenschaftler*innen, Schüler*innen und auch hochrangige Institutionen warnen immer dringlicher vor den Auswirkungen des Klimawandels. Erst kürzlich bekannte sich die Bundesregierung daher zu dem Ziel einer treibhausgasneutralen EU bis 2050. Doch der Weg bleibt unklar – seitens der Politik, seitens der Industrie und auch seitens der Konsument*innen.
In dem Industriedesign-Projekt the power of… where design meets solar energy stellen wir uns den offenen Fragen. Unser Fokus liegt auf der Nutzung von Sonnenenergie. Ziel ist die Entwicklung von plausiblen, nahbaren und anwenderorientierten Strategien für Produkte, Systeme sowie Transformationsprozesse.
Als Auftakt in das vielschichtige Thema laden wir im Rahmen des Symposiums the power of… am 14. Oktober 2019 um 17 Uhr Referent*innen aus Forschung, Design und Wirtschaft ein, ihre Arbeiten und Positionen in kurzen Vorträgen zu präsentieren und anschließend gemeinsam mit uns über die Potentiale und Hürden der Solarenergie zu diskutieren.
Unsere Gästen sind Frederick Ecke (Bau Kunst Erfinden), Martin Hermenau (Heliatek), Gero Lücking (Lichtblick), Francesco Pizzutilo (Arup) und Sebastian Schindler (Fraunhofer CSP). Als Referent und Moderator wird der Klimajournalist Nick Reimer durch das Programm führen und in der anschließenden Podiumsdiskussion kritische Fragen zur Diskussion stellen.
Alle Interessierten aus der Hochschule und darüber hinaus sind herzlich eingeladen, teilzunehmen, mitzureden und im Anschluss bei einem Get-Together im Foyer der Villa mitzudiskutieren.
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Programm:
17:00 PODIUM 1
Kurzvorträge:
Nick Reimer: „Die Geschichte des deutschen Klimaziels“
Gero Lücking von Lichtblick: „Photovoltaik muss Commodity werden“
Francesco Pizzutilo von Arup: „shaping a better world with solar energy“
17:30 Podiumsdiskussion mit anschließenden Publikumsfragen
– kurze Pause –
18:30 PODIUM 2
Kurzvorträge:
Sebastian Schindler vom Fraunhofer CSP: „Beyond watt per module and costs per watt – novel indicators for photovoltaic classification and renewable utilization“
Martin Hermenau von Heliatek: „Gebäudeintegrierte Organische Photovoltaik“
Frederik Ecke von Bau Kunst Erfinden: „DysCrete – Sonnenstrom aus Beton“
19:00 Podiumsdiskussion mit anschließenden Publikumsfragen
– im Anschluss Get-Together im Foyer der Villa –
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Datum: 14. Oktober 2019
Beginn: 17 Uhr
Ort: Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Neuwerk 7, 06108 Halle (Saale), Villa, Raum 103/104
Anmeldung: eine Anmeldung zum Symposium ist nicht erforderlich
Eintritt: kostenfrei
Veranstalterin: Prof. Mareike Gast
Mitarbeit: Anna Hoffmann, Karl Schikora
Ermöglicht durch: Die Veranstaltung wird durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.
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Referenten:
Frederik Ecke von Bau Kunst Erfinden
Zur Person:
Frederik Ecke (M.Sc. in Architektur, Universität Kassel) ist seit 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Forschungsplattform Bau Kunst Erfinden der Universität Kassel tätig.
In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Funktionalisierung von Beton im Kontext von Lärmschutz und solarer Aktivierung.
Einen Teil seiner Arbeit widmet er dabei der öffentlichen Wissensvermittlung und Außendarstellung der Forschungsinhalte,
wofür er mit Bau Kunst Erfinden regelmäßig Messeauftritte, Ausstellungen und Vorträge konzeptioniert und organisiert.
In Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien in Köln führt er darüber hinaus Workshops im Kontext von experimentellen, generativen Betonschalungssystemen durch.
Zum Vortrag: „DysCrete – Sonnenstrom aus Beton“
DysCrete™ ist ein neuartiger, auf den Prinzipien der Farbstoffsolarzelle basierender Verfahrensansatz zu innovativen Energie erzeugenden Systemen. Die Buchstabenfolge DYSC des Titel gebenden Begriffs steht für den englischen Ausdruck Dye Sensitized Solar Cell, das Kürzel „-crete“ für den Werkstoff Beton. Der mittels elektrochemischer Reaktion Energie erzeugende Dyscrete verwendet wie die Farbstoffsolarzelle organische Farbstoffe zur Absorption von Licht. Die Analyse dieses immer noch neuartigen technischen Ansatzes offenbart die hohe Kompatibilität der DYSC-Technologie mit der Chemie und der Physik von Beton einschließlich seiner Material- und Fertigungslogiken. Die Farbstoffsolarzelle hat die Natur zum Vorbild. Sie nimmt Lich nicht mit Halbleitermaterialien, sondern – ähnlich wie die chlorophyllhaltigen Pflanzen – mit Suspensionen organischer Farbstoffe auf. In diesem Sinne ist sie eine technische Adaption der Photosynthese.
Martin Hermenau von Heliatek
Zur Person:
Dr. Martin Hermenau hat an der TU Dresden Physik studiert und dort ebenfalls promoviert. Seit 2005 arbeitet er im Bereich der Organischen Photovoltaik und ist seit 2013 für das Unternehmen Heliatek tätig. Hier leitet er inzwischen die Produktentwicklung.
Zum Vortrag: „Gebäudeintegrierte Organische Photovoltaik“
Der Vortrag führt in die Möglichkeiten der Organische Photovoltaik ein. Diese verbindet regenerative Energieerzeugung mit äußerst niedrigem ökologischen Fussabdruck mit neuartigen Gestaltungsoptionen sowie der Möglichkeit, die Solarenergienutzung direkt in die Gebäudehülle zu integrieren.
Gero Lücking von Lichtblick
Zur Person:
Dipl.-Ing. Gero Lücking ist seit 2008 Geschäftsführer der Energiewirtschaft der LichtBlick SE. Er leitet die Bereiche Energiewirtschaft, Innovation und Produktentwicklung, Recht und Unternehmenskommunikation.
Gero Lücking studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen und arbeitete im Anschluss fünf Jahre am Öko-Institut in Freiburg. Danach war er zwei Jahre als Kampagnenleiter bei Greenpeace e.V. tätig. Er ist seit 2014 stellvertretender Vorsitzender des Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) und Mitglied im Beirat der Schlichtungsstelle Energie.
Zum Vortrag: „Photovoltaik muss Commodity werden“
Die Diskussion um den Klimawandel bestimmt die öffentliche Diskussion. Wer keine überzeugenden Konzepte für die Energie- und Verkehrswende hat, wird abgewählt. Die Windkraft leidet unter mangelnder Akzeptanz. Die Politik tut ein Übriges, den Niedergang eines ganzen Industriezweiges nicht stoppen zu wollen. Die Photovoltaik wird zum Rückgrat der Energiewende.
Prognostizierte Erzeugungskosten von 1 Cent pro Kilowattstunde macht sie konkurrenzlos günstig. Trotzdem sind die Dächer der Republik noch nicht blau. Photovoltaik muss in alle Bereiche unseres öffentlichen Lebens integriert werden. Photovoltaik wird zum Commodity-Produkt.
Francesco Pizzutilo von Arup
Zur Person:
Francesco ist Ingenieur im Nachhaltigkeits- und Energieberatungsteam von Arup in Berlin. Seine Berufserfahrung reicht von der Niedrigenergie- Gebäudetechnik bis hin zur technischen Integration in Architektur und auf Stadtebene. Er verfügt über ein tiefes Verständnis über Energieeffizienz, Energiemärkte, Energiewende, Nachhaltigkeits- und Energiestrategien, CO2-arme/energieeffiziente Planung und Technologien, Energiesimulationen und -optimierungen.
Zum Vortrag: „shaping a better world with solar energy“
Wie können wir die Sonnenenergie nicht nur nutzen, um unsere Welt zu versorgen, sondern auch um sie zu gestalten? Wie kann die Sonne unsere Gesellschaft auf dem Weg zur Dekarbonisierung unterstützen? Wie kann die Sonne helfen, den Kreislauf der Ressourcen in Gebäuden zu schließen?
Eine Perspektive aus der Vergangenheit und in die Zukunft der bebauten Welt, auf der Suche nach einer besseren Nutzung der Sonnenenergie
Sebastian Schindler vom Fraunhofer CSP
Zur Person:
Studium der Elektrotechnik an der TU Dresden von 2000 bis 2006, mit der Ausrichtung Feinwerk- und Mikrosystemtechnik im Hauptstudium und Spezialisierung in der “Aufbau- und Verbindungstechnik der Elektronik“. Mehrjährige Tätigkeit an der Universität und in Projektzusammenarbeit mit Firmen wie Infineon, Qimonda, etc. am Bereich Mikroelektronik.
Seit 2008, durch Wechsel an das Fraunhofer Center für Silizium-Photovoltaik, im Bereich Photovoltaik tätig. Aufbau des Modultechnologiezentrums am Fraunhofer CSP als Plattform für Produkt- und Kleinserienentwicklung von Photovoltaikmodulen und Fertigungstechnologien. Leitung der Arbeitsgruppe „Modultechnologie“ und Betreuung und Bearbeitung von wissenschaftlichen und technischen Projekten, insbesondere von Sondermodulen bspw. Gebäudeintegration.
Zum Vortrag: „Beyond watt per module and costs per watt – novel indicators for photovoltaic classification and renewable utilization“
Photovoltaikmodule sind heute weltweit in Größe, Form und Gewicht nahezu identisch. So genannte Standard-Photovoltaikmodule zeigen daher ein 60 oder 72 Si-Wafer-basiertes Vollzellenlayout, die strangweise miteinander verbunden sind und alle in ein Verkapselungsmaterial und zwischen einem Frontglas und einer polymeren Rückplatte oder Glas eingebettet sind.
Im Hinblick auf neue Anwendungen und notwendigen Implementierung von Photovoltaik als Energiequelle können sich bestimmte Materialbeschränkungen sowie Größen- und Gewichtsanforderungen ergeben.
Beispiele für solche Anwendungen sind gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV), fahrzeugintegrierte Photovoltaik (VIPV) oder vergleichbare mobile Implementierungen, bei denen ein geringes Transport- und Installationsgewicht ein entscheidender Aspekt ist, z.B. Off-Grid- und Solar Home Systemen.
Es werden alternative Parameter zur Klassifikation von Photovoltaikmodulen vorgestellt, um die Möglichkeiten in Bezug auf Leichtbau, Funktionsintegration und Konstruktionsaspekte sowie die zugrunde liegende Technologie vergleichen und etwaige Vor- und Nachteile diskutieren zu können.
Bild oben & links unten: DysCrete – Photovoltaische Veredelung von Beton (c) Forschungspattform BAU KUNST ERFINDEN
Bild oben & links unten: DysCrete – Photovoltaische Veredelung von Beton (c) Forschungspattform BAU KUNST ERFINDEN